Ermordeter Millionärssohn:Ein Täter, aber keine Leiche

Jens-Artur A. hat einem Gutachter gestanden, den Unternehmersohn Andreas Grimm getötet zu haben. Doch damit ist der Fall noch lang nicht geklärt.

Detlef Esslinger

Dass es sich bei dem Angeklagten um den Täter handelt, daran konnte seit längerem kein Zweifel bestehen.

Polizeisuche dpa

Polizisten haben im Oktober 2004 nach dem Millionärssohn in einem Waldbach gesucht.

(Foto: Foto: dpa)

In seiner Wohnung fand die Polizei Blutspuren des Getöteten, ebenso an dem Messer, dem Bajonett und dem Beil in seiner Sporttasche.

Der Verkäufer eines Baumarkts erinnerte sich, ihm eine Kreissäge verkauft zu haben - an dem Tag, als Andreas Grimm letztmals gesehen worden war.

Über das Motiv konnte die Staatsanwaltschaft indessen nur spekulieren; vor den Ermittlern gab der Beschuldigte nur zu, an der Beseitigung der Leiche mitgewirkt zu haben. Diese Leiche wurde bis heute nicht gefunden.

Aber nun, am ersten Prozesstag, wird eine Aussage bekannt, die der Mann in der vergangenen Woche vor dem Sachverständigen gemacht hat. Und nun sagt sogar sein Verteidiger Steffen Ufer, wenngleich nicht im Gerichtssaal, sondern vor der Tür, zu Reportern: "Die Täterschaft dürfte außer Zweifel stehen."

Verstrickt in Widersprüche

Die 21. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt verhandelt gegen den 22-jährigen Jens-Artur A. Die Ermordung des Studenten Andreas Grimm, des Sohnes eines wohlhabenden Textilunternehmers aus Miltenberg in Unterfranken, wird ihm zur Last gelegt.

Im Oktober 2004 geriet der Fall bundesweit in die Medien, weil die Polizei zunächst eine Entführung annahm, und anschließend, auf der Grundlage von A.s Angaben, ein Tal im Westerwald nach der Leiche absuchte. Jens-Artur A. war ein Freund des Studenten aus Miltenberg. Die Polizei stieß auf ihn, indem sie dessen Umfeld befragte. Rasch verstrickte der Befragte sich in Widersprüche - und nachdem der ihn befragende Hauptkommissar ihm dies vorhielt, gab A. zu: Ja, er sei an der Tat beteiligt gewesen.

Allerdings, die Version von Jens-Artur A. erschien dem Beamten nicht plausibel. Demnach besuchte Andreas Grimm ihn in seiner Wohnung, um Kokain zu kaufen. Dort sollen plötzlich verschiedene Personen erschienen sein und den Studenten erschossen haben. A. sei gezwungen worden, beim Zerstückeln der Leiche zu helfen. Außerdem sollte er den Torso entsorgen. Dessen Angaben, wohin er diesen gebracht hat, blieben freilich vage. Vor Gericht sagt der Hauptkommissar am Freitag, dass er dies bis heute nicht verstanden hat: "Wenn du nur mit der Verbringung der Leiche zu tun hast, warum zeigst du sie uns dann nicht?"

Affäre mit der Freundin?

Die Antwort kommt von einem der Beisitzenden Richter. Dieser berichtet dem Ermittler von der Aussage, die A. jetzt vor dem Psychiater Professor Willi Schumacher, dem Sachverständigen, machte: A. und Grimm seien in Streit geraten, weil Grimm über seine Affäre mit A.s Freundin sprach. Darauf habe A. eine Pistole gezogen, damit Grimm endlich den Mund hält, so gibt der Richter die Darstellung des Angeklagten wieder - "und dann habe sich ein Schuss gelöst".

Nach Ansicht des Verteidigers Ufer wird es nun in dem Frankfurter Prozess vor allem um den Verbleib der Leiche gehen. Der Vorsitzende Klaus Drescher bat den Angeklagten gleich zu Beginn, den Ablageort mitzuteilen. "Für die Angehörigen ist das ungeheuer wichtig", sagte er. "Sie brauchen einen Ort zum Trauern", ein Grab also. Der Verteidiger hingegen zeigt sich skeptisch, ob sein Mandant dies kann: "Falls andere geholfen haben, die Leiche wegzubringen", woher solle er dann die Kenntnis haben? Auch um diese Frage zu klären, die nach Mittätern, ist der Prozess bis Januar terminiert.

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