Ermittlungen in Niedersachsen:Krankenpfleger könnte in 100 Todesfälle verwickelt sein

  • Ein ehemaliger Krankenpfleger könnte in mehr als 100 Todesfälle verwickelt sein. Der Mann steht bereits wegen des Vorwurfs des dreifachen Mordes vor Gericht.
  • Ein Sachverständiger soll nun alle Todesfälle im Klinikum Delmenhorst untersuchen, bei denen der 38-Jährige Dienst hatte.

Weitere Ermittlungen wegen Mordverdachts

Ein ehemaliger Krankenpfleger könnte in mehr als 100 Todesfälle verwickelt sein. Der Delmenhorster steht seit September bereits wegen des Vorwurfs des dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs an Patienten vor Gericht - jetzt leitete die Staatsanwaltschaft Oldenburg weitere Ermittlungen wegen Mordverdachts ein: Es könnten über 100 Fälle sein, sagte ein Sprecher der Behörde.

Ein Sachverständiger soll nun alle Todesfälle im Klinikum Delmenhorst in der Zeit von März 2003 bis Juni 2005 untersuchen, in denen der 38-jährige Krankenpfleger zum Zeitpunkt des Todes oder unmittelbar davor Dienst hatte. Im Prozess wird dem Mann vorgeworfen, den schwer kranken Patienten im Klinikum Delmenhorst ohne ärztliche Anweisung ein Medikament gespritzt zu haben, das tödliche Herz- und Kreislaufprobleme auslösen kann.

Krankenpfleger soll aus Langeweile gehandelt haben

Der Mann habe aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen gehandelt, hatte die Staatsanwältin zum Prozessauftakt erklärt. Er habe den Tod der auf der Intensivstation liegenden Patienten billigend in Kauf genommen, um dann im Kampf um Leben und Tod seine Fertigkeiten bei der Reanimation unter Beweis stellen zu können. Sein Motiv sei unter anderem Langeweile gewesen.

Angeklagter sitzt bereits im Gefängnis

Bereits im Juni 2008 hatte das Landgericht Oldenburg den Mann wegen eines ähnlichen Tatvorwurfs verurteilt - seitdem sitzt der Mann im Gefängnis. Das Gericht sah es damals als erwiesen an, dass der Krankenpfleger im Juni 2005 auf der Intensivstation der Städtischen Kliniken in Delmenhorst einem unheilbar krebskranken Patienten eine Überdosis des Herzantiarrythmikums Gilurytmal spritzte.

Der Patient, der sich während der Tat im künstlichen Koma befand, erlitt Herzrhythmusstörungen und sein Kreislauf brach zusammen. Eine Krankenpflegerin, die zufällig vorbeikam, konnte den Tod des Mannes verhindern. Der Angeklagte wurde damals wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

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