Ermittler zu Amoklauf von Newtown:44 Seiten, die eine Frage offen lassen

Wagner wears a t-shirt showing his support for Newtown as protesters gather at Walmart during an anti-gun protest in Danbury, Connecticut

Solidaritätsbekundung per T-Shirt: Der Amoklauf von Newtown bleibt im öffentlichen Gedächtnis der USA verankert, an den Waffengesetzen konnte er wenig ändern.

(Foto: REUTERS)

"Die Beweise zeigen eindeutig, dass der Schütze sein Handeln geplant hat": Ein knappes Jahr nach dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown legen die US-Justizbehörden ihren Abschlussbericht vor. Der attestiert dem Todesschützen "gravierende psychische Probleme". Sein Motiv bleibt aber im Dunkeln.

Knapp ein Jahr nach dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown liegt das Motiv des Todesschützen Adam Lanza weiter im Dunkeln. Die Justizbehörden im US-Bundesstaat Connecticut veröffentlichten am Montag den Ermittlungsbericht zu dem Blutbad, bei dem Lanza 20 Kinder und sieben Erwachsene ermordet hatte. Der 20-jährige Einzeltäter, der sich anschließend das Leben nahm, litt demnach unter psychischen Problemen und war ein Waffenfanatiker.

Lanza hatte am 14. Dezember 2012 zunächst seine Mutter im gemeinsamen Wohnhaus erschossen und war dann zur Sandy-Hook-Grundschule gefahren. Dort ermordete er dem Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft zufolge 26 Menschen in weniger als elf Minuten. "Die Beweise zeigen eindeutig, dass der Schütze sein Handeln geplant hat, darunter die Selbsttötung, aber es gibt keine klaren Anzeichen, warum er das getan hat und warum er die Sandy-Hook-Grundschule ins Visier genommen hat", heißt es.

Der Bericht zeichnet den Ablauf des grauenhaften Geschehens in dem Schulgebäude nach: Mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ AR-15 Bushmaster tötete Lanza zunächst die Direktorin und die Schulpsychologin. Zwei weitere Angestellte wurden auf dem Flur durch Schüsse verletzt. Dann feuerte Lanza in zwei Klassenzimmern um sich. Dabei ermordete er vier Lehrkräfte und 20 Erstklässler. Die Polizei war den Angaben zufolge weniger als vier Minuten nach dem Notruf am Tatort. Eine Minute später erschoss sich Lanza mit einer Pistole vom Typ Glock 20.

Mutter des Täters hatte die Waffen legal erworben

Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass der junge Mann mehr als 300 Schuss Munition bei sich getragen habe. Die Waffen habe Lanzas Mutter legal erworben, heißt es in dem Bericht. Anhand von Daten eines Navigationsgeräts stellten die Ermittler fest, dass der Schütze in der Zeit vor dem Massaker verschiedene Schulen in Newtown abfuhr.

Lanza habe "gravierende" psychische Probleme gehabt und sei von Massenmorden fasziniert gewesen - darunter der Amoklauf im Jahr 1999 an der Columbine High School im Bundesstaat Colorado mit 13 Toten. Die Ermittler hätten bei Lanza eine Tabelle gefunden, in der dieser Massaker der vergangenen Jahre aufgeführt habe. Auf Fotos deutete der 20-Jährige mit einer Pistole Suizid an.

Der Schütze soll den Angaben zufolge Geburtstage, Weihnachten und Feiertage gehasst haben. In den Monaten vor der Tat zog er sich in sein Zimmer zurück und klebte die Fenster mit schwarzen Mülltüten zu. Mit seiner Mutter habe er nur noch per E-Mail kommuniziert - obwohl beide unter einem Dach lebten.

Das Massaker von Newtown befeuerte die Debatte um schärfere Waffengesetze in den USA. Präsident Barack Obama kündigte ein Reformpaket an und unterzeichnete mehr als 20 Dekrete mit Sofortmaßnahmen gegen die Waffengewalt. Der Großteil der Reform, darunter eine strengere Überprüfung von Waffenkäufern und ein Verbot von halbautomatischen Gewehren, scheiterte aber im April im Senat.

Widerstand leisteten vor allem die Republikaner, die traditionell der mächtigen Waffenlobby NRA nahestehen. Aber auch mehrere Senatoren von Obamas Demokraten aus ländlich geprägten Bundesstaaten stellten sich gegen die Reform. Das Recht auf Waffenbesitz ist in der US-Verfassung verankert. In den Vereinigten Staaten befinden sich Schätzungen zufolge etwa 300 Millionen Schusswaffen in Privatbesitz.

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