Erfolgs-Show:Vom Auf und Ab der Superstars

Fast jeder kennt sie, keiner will sie geschaut haben: Die Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar". Tobias Regner ist der neue Liebling der Nation - es fragt sich nur, wie lange.

Hans Hoff

RTL hat einen weiteren Namen zum kollektiven Vergessen freigegeben: Tobias Regner heißt der junge Mann, der fortan als Sieger der dritten Staffel von Deutschland sucht den Superstar geführt werden wird und der die Bekanntgabe seiner Kürung zunächst allein mit einem langen markigen Schrei kommentierte.

superstar, ddp

Tobias Regner ist der neue Superstar.

(Foto: Foto: ddp)

Folglich wird er nun eine Weile als strahlender Sieger durchs RTL-Programm gereicht, danach aber bald zu jenen gelegt werden, die bei Staffel eins und zwei übrig blieben. Zur Erinnerung: Ein Alexander und eine Elli waren die ersten Superstars. Sie mussten erleben, wie schnell der Fernsehruhm verblasst.

Schickes Auto zur Belohnung

Nun muss man mit Tobias Regner kein Mitleid haben. Er bekommt ein schickes Auto und einen Plattenvertrag. Er darf sich eine Weile wie ein VIP fühlen, schließlich hat man ihm oft genug deutlich gemacht, dass Großes auf ihn zukomme.

Wenn das über Wochen und Monate alle um einen herum erzählen und dazu noch überschwänglicher Jubel in den Shows organisiert wird, dann muss man schon eine ziemlich starke Persönlichkeit aufbieten, um misstrauisch zu bleiben oder zu werden.

Es ist allerdings lediglich das übliche Geschäft, das die Plattenindustrie seit Jahrzehnten betreibt und in das RTL sich nun mal wieder für eine Kurzstrecke eingeklinkt hat.

RTL bettelt um Anrufe

Inzwischen scheinen die Geschäfte im Superstar-Gewerbe offenbar nicht mehr so reibungslos zu laufen wie früher. Es wirkte fast schon ein wenig peinlich, wie heftig RTL zum Finale um gebührenpflichtige Anrufe für einen der beiden Final-Kandidaten bettelte. Derart penetrant wurden Anruf-Aufrufe eingeblendet, dass sogar eine Neun-Live-Show als Zuschauerumschmeichlung durchgehen könnte.

Der Vergleich zu Neun Live bietet sich an, weil auch das Propagandisten-Personal wirkte, als bewerbe es sich mit seinen Aktionen beim Rätselsender. Das begann bei den Moderatoren Tooske Ragas und Marco Schreyl, gegen deren Karteikärtchenpredigten jede stumme Ken-und-Barbie-Aufstellung als quirlig durchgegangen wären, und es endete noch lange nicht bei hüftsteifen Partyreportern wie Wolfram Kons und Frauke Ludowig.

Vor allem passte das ein wenig ausgelaugt wirkende RTL-Personal so gar nicht zur neuen musikalischen Härte beim Superstar. Dort spielte man diesmal in vergleichsweise rockigen Gefilden, also auf einem Terrain, auf dem viele zu Hause sein mögen - aber mit Sicherheit nicht ein bunter Popsender wie RTL.

Dem wird's egal sein. Die Entscheidung am Samstag um Mitternacht verfolgten durchschnittlich 7,32 Millionen Menschen, was einem Marktanteil von 44,2 Prozent entsprach. Da ahnt, man was irgendwann folgt: die vierte Staffel.

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