Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Virenkiller in Rot

Ein feuchter Schmatzer von der Großtante - das ist kindlicher Weihnachtshorror. Nicht aber, wenn sie den neu entwickelten Lippenstift eines spanischen Professors benutzt.

Von Alexander Menden

Zu den Dingen, auf die man während der Festtage möglicherweise verzichten könnte, gehören die Umhalsungen und Küsse der erweiterten Verwandtschaft. Wenn sich die Großtante mit ausgebreiteten Armen und ein bis drei Eierlikörchen intus nähert, hält man halt in Gottes Namen still und lässt die weihnachtliche Nächstenliebe über sich ergehen. Früher musste man danach schlimmstenfalls ein bisschen verschmierten Lippenstift von der Wange wischen. Spätestens Corona hat sich jedoch das Bewusstsein für mögliche Ansteckungen selbst bei solch flüchtigem Engkontakt deutlich verstärkt.

Doch pünktlich zum Fest gibt es eine frohe Botschaft aus Spanien: Professor Ángel Serrano-Aroca von der Katholischen Universität Valencia hat einen roten Lippenstift erfunden, der Krankheitserreger hemmt. Zu diesem Zweck vermengte er eine Lippenstift-Cremegrundlage mit Cranberry-Extrakt. Diese Mischung setzte er Kulturen zu, in denen Viren, Bakterien und Pilze wuchsen. Kurz darauf waren all diese Erreger vollständig inaktiv. Laut Professor Serrano-Arocas Studie, die im Fachjournal ACS Applied Materials & Interfaces veröffentlicht wurde, liegt das an den Cranberrys. Sie enthalten Mikronährstoffe, sogenannte Polyphenole, die Erreger daran hindern, zu Fortpflanzungszwecken miteinander zu kommunizieren, sodass die Populationen aussterben.

Der neue Lippenstift steht damit als Weihnachtsgeschenk für die Großtante schon mal fest. Zudem werden Cranberrys ja immer häufiger als preisgünstigerer Ersatz für Preiselbeeren verwendet. Diese Einsparung kann man nun, wenn man zum Gänsebraten Cranberrys reicht, mit ihrer antibakteriellen Wirkung begründen.

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