Erdbebenkatastrophe in Nepal:Verzweifelte Nepalesen streiten um Trinkwasser

Erdbebenkatastrophe in Nepal: Nepalesen demonstrieren in Kathmandu gegen die Regierung und die langsame Hilfe.

Nepalesen demonstrieren in Kathmandu gegen die Regierung und die langsame Hilfe.

(Foto: AP)
  • Nach Tagen des Schocks muss das Leben in Nepal weitergehen. Doch überall herrscht Mangel.
  • Die Zahl der Toten bei der Erdbebenkatastrophe in Nepal ist offiziellen Angaben zufolge auf mehr als 5000 gestiegen.
  • Hoffnung geben Geschichten von Überlebenden, die nach Tagen gerettet werden - wie in Kathmandu, wo ein Mann nach 82 Stunden lebend unter den Trümmern gefunden wird.

5000 Tote, 10.000 Verletzte

Die Zahl der Toten durch die Erdbebenkatastrophe in Nepal ist offiziellen Angaben zufolge auf mehr als 5000 gestiegen. Mehr als 10.000 Menschen wurden bei den schwersten Erschütterungen in dieser Region seit mehr als 80 Jahren verletzt, teilte das Innenministerium mit. Nepals Ministerpräsident Sushil Koirala hatte am Vortag gesagt, es könnten bis zu 10.000 Menschen ums Leben gekommen sein.

In Kathmandu sind nun viele Menschen auf der Straße, um nach dem Überlebensnotwendigsten zu suchen. "Wir müssen jetzt Essensvorräte anlegen", sagt eine Frau, die sich sechs Kindern aus ihrer Nachbarschaft angenommen hat. Doch sie treibt die Furcht von Nachbeben um. "Ich fühle noch immer, dass der Boden unter mir sich bewegt. Oder vielleicht sind es nur meine Beine."

Spannungen zwischen Bewohnern und Polizei

Zudem droht der Bevölkerung in Nepal laut Unicef ein Trinkwasser-Notstand. In Bhaktapur nahe der Hauptstadt Kathmandu hätten derzeit nur 20 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, berichtete das UN-Kinderhilfswerk in Köln nach Schilderungen von Unicef-Erkundungsteams aus schwer verwüsteten Orten. Außerdem würden dringend Latrinen benötigt. Die Hilfe müsse massiv ausgeweitet werden, sonst werde es zur "Katastrophe nach der Katastrophe" kommen.

Es gebe bereits vereinzelte Streitereien um Trinkwasser, berichtet das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha). "Ungleiche Verteilung erhöht das Risiko von Auseinandersetzungen unter den Betroffenen."

In der Hauptstadt Kathmandu ist die Polizei mit einem Großaufgebot am zentralen Busbahnhof aufgezogen, um für Ordnung zu sorgen. An dem Busbahnhof versammelten sich am frühen Morgen tausende Menschen in der Absicht, Kathmandu zu verlassen, berichtet ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP. Als erwartete Busse nicht zur Verfügung standen, habe es Handgemenge mit den Beamten gegeben.

Überlebender nach 82 Stunden geborgen

Gleichzeitig finden Helfer noch immer Überlebende: Nach fast 82 Stunden unter den Trümmern sei ein Mann in Kathmandus Stadtteil Gongabu gerettet worden, berichtete die Zeitung Nepali Times online. Die nepalesische Polizei und ein französisches Team hätten zehn Stunden gegraben, um ihn zu befreien. Ein zweiter Mann dort habe es nicht geschafft. "Wir hatten gehofft, er kommt lebend raus, weil er noch mit uns gesprochen und uns seinen Namen gesagt hat", sagte Kipendra Thapa der Zeitung. Nach UN-Angaben wurden allein am Dienstagabend 14 Menschen lebend aus dem Schutt geholt.

Mittlerweile sind Hilfsteams aus mehr als 15 Nationen in Nepal - koordiniert von den Vereinten Nationen und der nepalesischen Regierung. Am meisten würden derzeit Suchtrupps gebraucht, aber auch Zelte für Krankenhäuser, Leichensäcke und Generatoren, schreibt Ocha. Betroffen sind nach UN-Angaben acht Millionen Menschen. In den Gebieten rund um das Epizentrum sind bis zu 90 Prozent der Gesundheitsversorgung nicht funktionsfähig.

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