Michael Chertoff wird dafür bezahlt, an das Schlimmste zu denken. Der US-Heimatschutzminister ist dafür zuständig, Kalifornien auf das nächste gewaltige Erdbeben vorzubereiten, das Wissenschaftler bis spätestens 2032 erwarten. Chertoff ist zuversichtlich, dass die Region ein Erdbeben wie das vom 18. Oktober 1906 überstehen kann, allerdings nicht ohne Verluste.
Trügerische Schönheit: Die Bay Area um San Francisco.
(Foto: Foto: Reuters)"Einstürzende Gebäude. Brände. Menschen, die auf einer teilweise zerstörten Brücke festsitzen. Überschwemmungen." Das sind die Bilder, die Chertoff durch den Kopf gehen bei dem Gedanken an ein Erdbeben in Kalifornien.
Er ist jedoch optimistisch. "Ich glaube, dass dieser Staat gut vorbereitet ist, aber das heißt nicht perfekt vorbereitet", sagt er. Wenn die Erde während der Hauptverkehrszeit bebe, "wird es große Probleme geben, egal wie gut vorbereitet die Behörden sind. Es wird hässlich werden." Besonders in den ersten 24 bis 48 Stunden nach einem Beben seien die Menschen wohl auf sich allein gestellt.
Wie Chertoff sind die meisten Regierungsvertreter und Experten überzeugt, dass Kalifornien sich nach einem Erdbeben rasch erholen würde.
Es ist jedoch die Gleichgültigkeit der Menschen, die dem Katastrophenschutz die größte Sorge bereitet. Sieben von zehn Kaliforniern glauben, dass es wieder zu einem Erdbeben kommen wird, von dem auch sie selbst betroffen sind.
Nur 22 Prozent bezeichnen sich allerdings als gut vorbereitet. Die meisten Bürger haben nach Angaben des Roten Kreuzes nicht einmal minimale Vorbereitungen getroffen: Sie haben keine Lebensmittel für mehrere Tage vorrätig, keinen Plan, um Verwandte zu kontaktieren und keine Ausbildung in Erster Hilfe.
Unterweisung in erster Hilfe
"Das ist nicht akzeptabel", sagt Bürgermeister Gavin Newsom. "Apathie ist unser Feind." Das Rote Kreuz will nun rund eine Million Menschen in der Umgebung von San Francisco in Erster Hilfe unterweisen.
Außerdem sollen neue Computermodelle den Menschen verdeutlichen, ob sie in einem erdbebengefährdeten Gebiet wohnen in der Hoffnung, dass sie sich dann vielleicht besser vorbereiten.
Die Wissenschaftler der für den Erdbebenschutz zuständigen Behörde USGS ermittelten, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von 62 Prozent noch vor 2032 zu einem Erdbeben der Stärke 6,7 in der Region kommen wird.
Bedrohliche Vorboten
Bereits seit dem Lomo-Prieta-Beben im Jahre 1989, das die Stärke 7,1 hatte und bei dem 67 Menschen erschlagen wurden, ist die Behörde alarmiert. Anfang der 90-er Jahre lag ihre Prognose für ein Erdbeben mit verheerenden Ausmaßen bei 67 Prozent innerhalb der kommenden 30 Jahre. Denn Killer-Erdbeben kündigen sich meist durch kräftige Erdstöße jahrzehntelang an.