Naturkatastrophe:Mehr als 50 000 Erdbebentote in der Türkei und Syrien

Lesezeit: 1 min

Ein Bild aus der weitgehend zerstörten Stadt Antakya. (Foto: IMAGO/Pavel Nemecek/IMAGO/CTK Photo)

Noch immer erschüttern Nachbeben die Region. In der Türkei sind offiziellen Angaben zufolge 20 Millionen Menschen von den Beben betroffen. Die Architektenkammer gibt der Regierung große Mitschuld am Ausmaß der Katastrophe.

Nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien werden jeden Tag weitere Leichen aus den Trümmern eingestürzter Häuser gezogen. Inzwischen ist die Zahl der Menschen, die durch das Erdbeben ums Leben gekommen sind, auf mehr als 50 000 gestiegen.

Allein in der Türkei meldet die türkische Katastrophenbehörde Afad 44 218 Tote. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet.

Noch immer erschüttern Nachbeben die Region und lösen bei den Anwohnern oft Panik aus. Laut türkischer Regierung sind 20 Millionen Menschen im Land von den Auswirkungen des Bebens betroffen. Für Syrien gehen die Vereinten Nationen von 8,8 Millionen Betroffenen aus. Die Erdbebengebiete waren zunächst teilweise schwer zugänglich, Bergungsarbeiten werden aber weiter fortgesetzt, mit deren Fortschreiten steigen die Opferzahlen. Berichte über die Rettung von Überlebenden gab es in den vergangenen Tagen nicht mehr.

In der Türkei sind nach einer neuen Bilanz der Regierung 164 321 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt worden. Diese Zahl nannte Stadtplanungsminister Murat Kurum vor Journalisten in der Provinz Adiyaman. Die betroffenen Häuser müssten dringend abgerissen werden, fügte er hinzu. Vorarbeiten für den Wiederaufbau hätten bereits begonnen.

Architekten geben Regierung Mitschuld an der Katastrophe

Begonnen hatte die Erdbeben-Serie am 6. Februar, als zwei Beben der Stärke 7,7 und wenig später der Stärke 7,6 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschütterten. Darauf folgten nach türkischen Angaben mehr als 7000 Nachbeben.

Die türkische Architektenkammer TMMOB hat der Regierung große Mitschuld am Ausmaß der Erdbebenkatastrophe attestiert. Durch die nachträgliche Legalisierung Tausender ungenehmigter Bauten habe die Regierung das Leben etlicher Menschen aufs Spiel gesetzt, heißt es in einem Bericht der Kammer.

Knapp die Hälfte der Gebäude in der vom Erdbeben betroffenen Region sei nach 2001 gebaut worden - einer Zeit, in der bereits scharfe Bauvorschriften zur Erdbebensicherheit in Kraft waren. Trotzdem sei auch die Hälfte der eingestürzten oder stark beschädigten Gebäude aus dieser Zeit. Die Bauaufsicht sei auf die Privatwirtschaft übertragen worden, womit der Staat seine Verantwortung für die Allgemeinheit vernachlässigt habe.

© SZ/dpa/mt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Erdbeben in der Türkei
:"Natur und Mensch befinden sich in einem Tauziehen"

Die Geowissenschaftlerin Derya Gürer erklärt, wie sich das verheerende Erdbeben in der Türkei in die geologische Geschichte des Landes einfügt und warum es in Zukunft helfen könnte, in längeren Zeiträumen zu denken.

Von Benjamin von Brackel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: