Erdbeben in Japan:Atomreaktor verliert radioaktives Wasser

Lesezeit: 2 min

Ein schweres Erdbeben hat den Nordwesten Japans erschüttert: Mindestens acht Menschen starben. Aus der größten Nuklaranlage der Welt ist radioaktives Wasser ausgelaufen.

Ein schweres Erdbeben hat am Montag im Nordwesten Japans mindestens acht Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 900 Menschen wurden verletzt. Die größten Schäden gab es in Kashiwazaki in der Präfektur Niigata. Dort stürzten rund 300 Gebäude ein, überwiegend ältere Holzhäuser.

Aus einem Reaktor des Atomkraftwerks von Kashiwazaki trat radioaktives Wasser aus. Außerdem geriet ein Transformator der Anlage in Brand, die sich während des Bebens der Stärke 6,8 automatisch abschaltete. Das kontaminierte Wasser - etwa 1,2 Kubikmeter oder 1.200 Liter - sei von der Anlage aus ins Meer gelaufen, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma Tokyo Electric Power.

Kontaminiertes Wasser im Meer

Das Unternehmen korrigierte damit vorherige Angaben, in denen von lediglich 1,5 Litern die Rede gewesen war. Die Radioaktivität habe aber unter dem als gefährlich eingestuften Wert gelegen, hieß es. Deshalb habe auch keine Gefahr für die Umwelt bestanden.

Von dem Atomkraftwerk stiegen während des Transformatorenbrandes dicke schwarze Rauchwolken auf. Nach gut zwei Stunden war das Feuer gelöscht, wie Tokyo Electric Power mitteilte. Das Kraftwerk ist, gemessen an seiner Kapazität zur Stromerzeugung, die größte Nuklearanlage weltweit.

Das Erdbeben um 10.13 Uhr Ortszeit (03.13 Uhr MESZ) dauerte laut Augenzeugen rund 20 Sekunden. Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung für die Nordwestküste aus, die später wieder aufgehoben wurde. Küstenstraßen und Brücken wurden schwer beschädigt; zum Teil klafften ein Meter tiefe Risse im Boden.

Das Epizentrum des Bebens lag vor der Küste von Niigata. Selbst im 260 Kilometer südöstlich gelegenen Tokio schwankten Häuser. Bei den Todesopfern handelte es sich laut Polizei um ältere Menschen, die von Trümmerteilen erschlagen wurden.

Mehr als 900 Menschen hätten Knochenbrüche, Schnittwunden oder Prellungen erlitten. Glimpflich davon kamen die 200 Besucher eines Badminton-Turniers in einer Sporthalle in Kashiwazaki, deren Decke einstürzte: Eine Person sei leicht verletzt worden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.

Im Bahnhof sprang ein stehender Zug aus den Schienen. Die Schnellzugverbindung nach Tokio wurde ausgesetzt, der Regionalflughafen Niigata kurzzeitig geschlossen. Mehr als 60.000 Haushalte im Erdbebengebiet hatten noch Stunden nach dem Erdbeben kein Wasser, rund 34.000 waren von der Gasversorgung abgeschnitten, und in mehr als 25.000 Häusern fiel vorübergehend der Strom aus.

Ministerpräsident Shinzo Abe brach eine Wahlkampfreise ab und kündigte einen Besuch des Bebengebiets an. Zahlreiche Nachbeben erschütterten am Montag die Region. Am späten Abend ereignete sich vor der japanischen Westküste dann ein weiteres Beben der Stärke 6,6. Berichte über mögliche Schäden lagen zunächst nicht vor.

Es bestand offenbar kein Zusammenhang mit dem Beben von Niigata.

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: