Erbeben in Italien: "Wir sind aufgewacht, als die Möbel umgestürzt sind"

Betroffene des Erdbebens berichten in italienischen Medien von Momenten voller Angst - und von gegenseitiger Hilfe.

"Ich stieg gerade aus dem Bett, als binnen eines Augenblicks alles zusammenstürzte. Zehn Sekunden waren genug, um alles zu zerstören", sagt Marco, ein Bewohner von Amatrice, dem Ort, der besonders stark von dem Erdbeben betroffen ist. Seinen Augenzeugenbericht hat die italienische Zeitung La Repubblica veröffentlicht. "Mir ist wie durch ein Wunder nichts geschehen", sagt Marco. "Ich kann mich noch an das Beben von L'Aquila erinnern, das dauerte länger, hier ist alles in einem Moment passiert".

Ein anderer Zeuge des Bebens sagt La Repubblica: "Es war ein Albtraum. Wir sind um 3.35 Uhr aufgewacht, als die Möbel umgestürzt sind und die Wände sich um einen Meter verschoben haben. Wir haben es in aller Eile aus den Häusern geschafft, manche stehen immer noch in ihrer Unterwäsche auf der Straße. Wir haben auf der Piazza ein Feuer entzündet und angefangen, die Älteren aus den Wohnungen zu holen."

Die in Rom erscheinende Zeitung sammelt zahlreiche Eindrücke von Menschen aus der Gegend, die ihren Schock auch über die sozialen Netzwerke teilen. Valerio, ein weiterer Bewohner von Amatrice, beschreibt, dass alle alten Häuser eingestürzt seien, auf der Hauptstraße sei die ganze Katastrophe sichtbar. Mit einem Traktor habe man es mittlerweile geschafft, Wege freizuräumen. "Ich bin halbnackt aus dem Haus geflüchtet", erzählt er, "jetzt versuchen wir, im Ort zu helfen".

Auch im Corriere della Sera kommen Überlebende mit ihren Geschichten zu Wort: Die 79-Jährige Paola Mancini verbrachte die Nacht in dem kleinen Krankenhaus von Amatrice, als das Beben einsetzte: "Lauft! Lauft! Alle raus!" - diese Schreie einer Krankenschwester seien das erste gewesen, das sie hörte, nachdem ihr Bett zu wackeln begann. Mit ihrer Zimmergenossin und etwa einem Dutzend weiterer Patienten lief die Seniorin daraufhin los. "Wir hatten Angst, waren wie gelähmt vor Schreck", so die 79-Jährige.

Die Situation habe sich apokalyptisch angefühlt, so Paola Mancini weiter. Das Krankenhaus selbst hielt den Erdstößen zwar stand, doch bei der Ankunft des ersten Rettungswagens habe sie das ganze Ausmaß des Unglücks zu begreifen begonnen: "Auf einer Bahre wurde ein verletzter Mann unter Schock gebracht, er war blutüberströmt. Ich habe ihn nicht erkannt, obwohl ich hier lebe. Er hat geweint und wiederholt: Meine Frau ist tot, meine Frau ist tot, weil unser Haus eingestürzt ist".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: