Entscheidung eines US-Bundesgerichts:"Pille danach" für alle

Ohne Rezept, und nun auch ohne Altersbeschränkung: Nach einem Jahre schwelenden Streit hat ein Gericht in den USA entschieden, dass die "Pille danach" auch für Jugendliche unter 17 Jahren frei erhältlich sein soll. Amerikanische Bürgerrechtler nennen den Beschluss einen "Sieg" für die Frauen.

Ein Bundesgericht in den USA hat den verschreibungsfreien Verkauf der "Pille danach" ohne Altersbegrenzung erlaubt. Mit der Entscheidung kippte die Justiz die bisherige Regelung, nach der sich Jugendliche unter 17 Jahren das Notfallmittel nur gegen Vorlage eines ärztlichen Rezepts beschaffen durften.

Die Vorschrift sei "willkürlich und unverantwortlich" begründete Richter Edward Korman das Urteil. Er beschuldigte die amerikanische Bundesregierung, dass die Regelung lediglich "politisch motiviert" und "wissenschaftlich nicht gerechtfertigt" sei. Die US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius hatte sich stets für eine Einschränkung der Erhältlichkeit der "Pille danach" ausgesprochen und sich 2011 einer Empfehlung der US-Aufsichtsbehörde "Food and Drug Administration" widersetzt. In dieser hatte die Behörde bereits einen altersunabhängigen Zugang zu dem Verhütungsmittel angeregt. Kathleen Sebelius jedoch ignorierte den Hinweis, seitdem mussten sich alle Teenager ein Rezept für den "Plan B" holen. Richter Korman schrieb in seinem Urteil, die Gründe des Ministeriums für diese Entscheidung seien so schwach, dass man dessen guten Glauben in Frage stellen müsse.

Die Bürgerrechtsorganisation Center for Reproductive Rights, die das Gerichtsverfahren angestrengt hatte, nannte die aktuelle Entscheidung einen "Sieg" für die Frauen. Die Organisation hatte ihre Forderung im Vorfeld damit begründet, dass es keine wissenschaftlichen Beweise gäbe, die belegen würden, dass Frauen unter 17 Jahren das Verhütungsmittel nicht ohne Aufsicht sicher nutzen könnten. "Heute hat sich die Wissenschaft endlich gegen die Politik durchgesetzt", sagte die Vorsitzende der Gruppe, Nancy Northup. Nun müssten Frauen bei der Notverhütung nicht mehr "willkürliche" Hürden und Verzögerungen hinnehmen.

Die Verkaufsbeschränkungen für die "Pille danach" müssen jetzt innerhalb von 30 Tagen aufgehoben werden. Manche Pharmazeuten in den USA hatten sich aufgrund ihres religiösen Glaubens in der Vergangenheit geweigert, die "Pille danach" auszugeben. Diese Hürde fällt nun.

In Deutschland besteht für die "Pille danach" eine uneingeschränkte Rezeptflicht - Frauen jedes Alters müssen zum Arzt, um das Notfallmittel zu erhalten.

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