Entführungsverdacht:Erneut Mädchen aus Roma-Familie genommen

Wieder muss ein kleines Mädchen eine Roma-Familie in Griechenland verlassen. Aktuell betreut eine Kinderschutzorganisation die Vierjährige. Eine Kontrolle des Geburtenregisters hatte die Behörden alarmiert.

Die griechische Polizei hat erneut ein Roma-Mädchen aus einer Familie genommen, weil es einem DNA-Test zufolge nicht mit den angeblichen Eltern verwandt ist. Es handele sich um ein vierjähriges Mädchen, das in einem Roma-Lager nahe Thessaloniki gelebt habe, hieß es aus Justizkreisen in der zweitgrößten Stadt Griechenlands.

Die Zieheltern müssten sich wegen Kindesentführung verantworten. Das Paar sagte aus, das Mädchen sei ihnen von einer anderen Roma-Familie übergeben worden, die sich nicht um das Kind habe kümmern können. Jetzt ist die Vierjährige in der Obhut einer Athener Kinderhilfsorganisation.

Die Behörden waren auf den Fall aufmerksam geworden, weil die Familie Geburten im Abstand von weniger als sechs Monaten angemeldet hatte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Thessaloniki werden derzeit noch sechs weitere Fälle überprüft.

Parallelen zu blonder Maria

Die Kontrolle des Geburtenregisters war angeordnet worden, nachdem der Fall der kleinen Maria weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Das fünfjährige Mädchen war im Oktober in einem griechischen Roma-Lager entdeckt worden. Wegen ihres Aussehens war zunächst vermutet worden, das Kind sei seinen leiblichen Eltern weggenommen worden. Bei der anschließenden Fahndung stellte sich jedoch heraus, dass Roma aus Bulgarien die leiblichen Eltern sind. Das Paar gab an, die damals sieben Monate alte Maria einer Roma-Familie in Griechenland anvertraut zu haben.

Wenige Tage nach dem Bekanntwerden dieses Falles nahmen Behörden in Irland einer weiteren Roma-Familie ein blondes Mädchen weg. Diese Eltern bekamen ihr Kind jedoch inzwischen zurück. Ein DNA-Test hatte eindeutig gezeigt, dass das Mädchen die Tochter des Paares ist.

In der EU leben nach Schätzungen etwa sechs Millionen Sinti und Roma, in Deutschland etwa 100.000. Auch hierzulande war eine Diskussion über den Fall der kleinen Maria aufgekommen. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hatte Diskriminierung und rassistische Vorurteile beklagt.

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