Entführung im Jemen:Getötete Deutsche waren Studentinnen

Außenminister Steinmeier hat bestätigt, dass zwei im Jemen entführte deutsche Frauen sehr wahrscheinlich tot sind. Die beiden waren Studentinnen einer Bibelschule.

Die beiden mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jemen getöteten deutschen Frauen waren nach Angaben der Bibelschule Brake in Lemgo Studentinnen ihrer Einrichtung. "Aufgrund ihres ausgeprägten sozial-diakonischen Engagements entschieden sie sich für ein Praktikum im Jemen", hieß es am Dienstag auf der Homepage der Bibelschule.

Entführung im Jemen: Jemenitische Soldaten heben den Leichnam einer der entführten und getöteten Frauen aus dem Helikopter

Jemenitische Soldaten heben den Leichnam einer der entführten und getöteten Frauen aus dem Helikopter

(Foto: Foto: Reuters)

Die beiden Frauen "waren Studierende des dritten Jahrgangs unserer Ausbildungsstätte". Mit "tiefer Bestürzung" habe die Schule "die Nachricht vom Tod unserer Studierenden" aufgenommen. Eine Sprecherin bestätigte, dass die Schule über den Tod der beiden aus Niedersachsen stammenden Frauen informiert worden sei.

Unklar blieb am Dienstag das Schicksal von sechs weiteren Vermissten, unter ihnen fünf Deutsche und ein Brite. Die Gruppe war für die niederländische Hilfsorganisation Worldwide Services in dem arabischen Land. Schäfer hatten die verstümmelten Leichen der beiden Deutschen und einer Südkoreanerin am Montag im Norden des Landes gefunden.

Die Bundesregierung hatte am Dienstag erklärt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit von dem Tod der beiden deutschen Frauen Frauen auszugehen sei. "Wir müssen heute leider davon ausgehen, dass sich unter den Opfern zwei vermisste deutsche Frauen befinden", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin: "Das ist eine sehr traurige Nachricht." Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen. "Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes ist weiterhin bemüht, das Schicksal der anderen Geiseln aufzuklären", fügte sie hinzu.

Es sei zu vermuten, dass sich die weiteren fünf deutschen Vermissten - ein Ehepaar mit drei kleinen Kindern - "in den Händen von skrupellosen Gewalttätern befinden", sagte Steinmeier. Ferner wird ein britischer Ingenieur vermisst.

Inzwischen ist auch ein deutsches Ermittlerteam in Jemens Hauptstadt Sanaa eingetroffen. Das verlautete aus jemenitischen Sicherheitskreisen. Ein zweites Team, zu dem auch Ärzte gehörten, werde noch erwartet, sagte ein Beamter. Der Gouverneur der Provinz Saada, in der die neun Ausländer am vergangenen Freitag entführt worden waren, versprach unterdessen für Hinweise auf das Versteck der Geiselnehmer eine Belohnung in Höhe von umgerechnet rund 18.000 Euro.

Berichte von Provinzbeamten in Saada, wonach zwei kleine Mädchen lebend gefunden wurden, bestätigte das jemenitische Innenministerium am Dienstag nicht. Die Sicherheitskräfte hätten in der Nacht vergeblich nach den entführten Ausländern gesucht, hieß es.

Im Jemen werden vergleichsweise häufig westliche Touristen oder Arbeiter entführt. Meistens werden sie nach der Zahlung von Lösegeld freigelassen, ohne dass es zu Gewalt kommt. Daher hat die Ermordung der Ausländer Spekulationen ausgelöst, die Islamisten-Organisation al-Qaida könnte dahinter stecken.

Am Sonntag war nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein saudiarabischer Staatsbürger festgenommen worden, der Finanzchef von al-Qaida in seinem Heimatland und im Jemen sein soll. Jemen ist das ärmste arabische Land. Die zunehmende Unruhe dort hat Befürchtungen geweckt, es könne sich zu einer Hochburg für radikale Islamisten entwickeln.

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