Süddeutsche Zeitung

Entführte Maddie:"Die Wahrheit der Lüge"

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Teures Buch: Der ehemalige Chefermittler im Fall der vermissten Madeleine steht in Lissabon wegen Verleumdung vor Gericht. Er hat Maddies Eltern in seinem Buch als Verdächtige bezeichnet. Sie wollen Schadensersatz.

Der Mann, der sie öffentlich verleumdet hat, soll dafür bezahlen. Das Buch, in dem er sie als Verdächtige bezeichnet, soll vom Markt verschwinden: Die Eltern der vermissten Madeleine haben den ehemaligen Chefermittler des vermeintlichen Entführungsfalls angezeigt. Kate und Gerry McCann werfen ihm Verleumdung vor. Denn: Der Mann hat ein Buch mit dem Titel "Die Wahrheit der Lüge" über seine Arbeit am Fall Madeleine geschrieben. Und mit seinem Buch machte der portugiesische Ex-Polizist Gonçalo Amaral richtig viel Geld. Der Prozess hat bereits begonnen.

Maddie McCann war im Mai 2007 im Alter von drei Jahren aus einer Ferienanlage an der Algarve verschwunden. Amaral vermutet, dass das Mädchen einen Unfalltod starb, der von den Eltern vertuscht wurde.

Die McCanns wollen von Amaral nun 1,2 Millionen Euro Entschädigung wegen Verleumdung. Bei ihrer Ankunft im Gericht äußerten sie sich "zuversichtlich". Amaral sagte: "Möge das Recht gewinnen."

Das Ehepaar erhofft sich von den Richtern aber nicht nur die Entschädigungssumme, sondern auch die Bestätigung einer einstweiligen Verfügung, die die Veröffentlichung eines Buches von Amaral mit dem Titel "Die Wahrheit der Lüge" untersagt. Das Ärzteehepaar McCann nahm an der Verhandlung als Zuhörer teil.

Der Prozess hatte eigentlich im Dezember beginnen sollen. Die Eröffnung wurde jedoch verschoben, weil eine Sekretärin des Anwalts von Amaral an Schweinegrippe erkrankt und der Jurist daraufhin unter Quarantäne gestellt worden war.

Die Ermittlungen gegen die McCanns waren kurze Zeit nach ihrer Beschuldigung eingestellt worden, Amaral beharrt aber in seinem im Juli 2008 veröffentlichten Buch auf seiner These, wonach das Mädchen tot und die Eltern verantwortlich seien. Die McCanns versicherten von Beginn an ihre Überzeugung, dass das Kind entführt worden sei. Sie hatten unmittelbar nach Maddies Verschwinden eine beispiellose weltweite Medienkampagne eingeleitet, in deren Verlauf sie auch vom Papst empfangen wurden.

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