Süddeutsche Zeitung

Englisches Königshaus:Showdown in Sandringham

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Die Queen ruft die königliche Familie zu einem Krisengespräch in ihrem Landsitz zusammen.

Von Alexander Mühlauer, London

Die Queen hat für diesen Montag ein Krisentreffen auf ihrem Landsitz Sandringham einberufen. Zusammen mit Sohn Charles und den beiden Enkeln William und Harry will Königin Elizabeth II. eine rasche Lösung im Familienstreit finden. Auch Harrys Frau Meghan soll, von Kanada aus zugeschaltet, an dem Gespräch teilnehmen. Der Prinz und die Herzogin hatten das Königshaus mit ihrem Entschluss, sich künftig weitgehend von ihren royalen Pflichten zurückzuziehen, in der vergangenen Woche erschüttert. Die Ankündigung war nicht mit der Familie abgestimmt und soll die Queen "tief verletzt" haben, wie es aus dem Palast heißt. Das Königshaus will nun dafür sorgen, den Schaden für die Krone so gering wie möglich zu halten.

Die engsten Berater der Queen und Vertreter der britischen Regierung arbeiteten am Wochenende weiter an Vorschlägen, wie der Streit mit Harry und Meghan gelöst werden könnte. Die beiden wollen zwar künftig "finanziell unabhängig" sein, aber sich nicht völlig vom Königshaus lossagen. Britischen Medienberichten zufolge sollen beim Krisengipfel in Sandringham mehrere Optionen diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht die Frage, in welcher Form und zu welchen Bedingungen das Paar die Krone in Zukunft repräsentieren darf. Dabei geht es um Titel und Protokoll, aber auch um Geld und Polizeischutz.

Bislang sorgen Beamte von Scotland Yard für die Sicherheit der Familie Sussex. Da sich Meghan und Harry mit ihrem Sohn Archie aber künftig auch in Nordamerika aufhalten wollen, ist offen, wer dort für ihren persönlichen Schutz verantwortlich sein soll. Es muss auch geklärt werden, wer die Kosten dafür übernimmt. Unklar ist zudem, ob die beiden für ihren britischen Wohnsitz im Park von Windsor Castle Miete bezahlen müssen. Als ziemlich sicher gilt, dass Harry und Meghan keine Bezüge mehr aus dem Sovereign Grant erhalten.

In diesen königlichen Geldtopf fließen pro Jahr 82 Millionen Pfund aus der britischen Staatskasse. Das meiste Geld bekommen die Sussexes allerdings ohnehin von Harrys Vater Prinz Charles. Genaue Summen sind nicht bekannt. Laut Könighausexperten unterstützt Charles die offiziellen Verpflichtungen seiner beiden Söhne mit jährlich etwa fünf Millionen Pfund. Offen ist auch, ob Harry und Meghan künftig auf die Anrede "Königliche Hoheit" verzichten müssen. In Sandringham soll außerdem geklärt werden, unter welchen Auflagen die beiden mit ihrer Marke "Sussex Royal" selbst Geld verdienen dürfen. Ob es, wie von der Queen angestrebt, bereits in dieser Woche zu einer Lösung all dieser Fragen kommt, ist völlig offen. Der Sunday Times zufolge herrscht im Königshaus "Krieg". Harry beschuldige die Berater von Charles und William, seine Pläne an die Medien durchgestochen zu haben. Der Privatsekretär der Queen, Sir Edward Young, stehe unter massiver Kritik, den Familienstreit nicht intern gelöst zu haben. Die Zeitung zitierte Prinz William mit den Worten: "Ich habe mein Leben lang den Arm um meinen Bruder gelegt und das kann ich nicht mehr tun, wir sind getrennte Einheiten."

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SZ vom 13.01.2020
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