Süddeutsche Zeitung

England:Die Explosion kam nach dem letzten Song

Nach einem mutmaßlichen Anschlag auf ein Konzert in Manchester sind mindestens 22 Menschen tot und 50 weitere verletzt. Die Bilder einer Schreckensnacht.

Nach dem letzten Song ertönt ein lauter Knall. Irgendwo ist etwas explodiert. Menschen schreien, drängen Richtung Ausgang in die Nacht. Kurz darauf eilen Polizei und zahlreiche Krankenwagen mit Blaulicht herbei.

Bald steht fest: Im Foyer der Manchster Arena hat sich ein Mann mit einer "improvisierten Sprengstoffvorichtung" in die Luft gesprengt. Helfer kümmern sich um am Boden liegende Verletzte.

Die Explosion auf einem Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande hat mindestens 22 Menschen getötet und 50 weitere verletzt.

Der Vorfall wurde sofort wie ein Terrorfall behandelt, teilte die Polizei mit. Der Sender BBC berichtete, Experten zur Terrorbekämpfung hätten bereits Kontakt mit dem Innenministerium in London aufgenommen. Auch Sprengstoffspezialisten waren im Einsatz.

Kurze Zeit nach dem Vorfall in der Arena kündigte die Polizei eine kontrollierte Sprengung in der Nähe der Halle an. "Es wird eine kontrollierte Explosion in den Gärten der Kathedrale geben", teilte sie via Twitter mit und rief die Anwohner auf, Ruhe zu bewahren. Der verdächtige Gegenstand stellte sich später als hinterlassene Kleidung heraus.

Ariana Grande auf einem Archivbild: In der betroffenen Manchester Arena, einer Multifunktionshalle, hatte die US-Schauspielerin und Sängerin ein Konzert gegeben. Zeugen berichteten von einem Knall nach dem letzten Song gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 MEZ)

Rund um die Arena zogen bewaffnete und maskierte Polizisten auf. Der unmittelbar neben der Halle liegende Victoria-Bahnhof wurde gesperrt.

Die Polizei forderte die Menschen via Kurznachrichtendienst Twitter auf, sich aus der Gegend um die Manchester Arena fernzuhalten. Krankenwagen rasten zur Halle. Hubschrauber kreisten über dem Areal. Notfalldienste und Feuerwehr baten die Bevölkerung über Twitter, sie wegen des Einsatzes nur in lebensbedrohlichen Angelegenheiten zu kontaktieren.

In der Konzerthalle (hier eine undatierte Aufnahme von Google Earth), die bis zu 21 000 Besuchern Platz bietet, spielten sich nach der Explosion dramatische Szenen ab. "Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen", berichtete ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester das Popkonzert besucht hatte. "Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen", sagte der Jugendliche dem Nachrichtensender Sky News.

Andere Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen. Auf Bildern waren Konzertbesucher mit Beinverletzungen zu sehen. Menschen flohen in Panik und mit Tränen in den Augen aus der Halle, wie Augenzeugen in britischen Medien berichteten. Das Konzert der Sängerin hatten besonders viele Kinder und Jugendliche besucht. Anwohner boten Betroffenen Unterschlupf an.

Eine Konzertbesucherin berichtete der BBC, sie sei von Polizisten aufgefordert worden wegzurennen, nachdem sie die Halle verlassen habe. Per Alarmaufruf sei das Publikum aufgefordert worden, Ruhe zu bewahren, aber so schnell wie möglich hinauszukommen. Das Foto zeigt, wie Menschen nach dem Knall aus der Manchester-Arena fliehen.

Nach der Explosion in Manchester haben zahlreiche Privatpersonen den verstörten Konzertbesuchern geholfen. Anwohner boten Schlafplätze an und Taxifahrer kostenlose Mitfahrgelegenheiten, wie der Nachrichtensender Sky News am Dienstag berichtete. Ein Hotel in der Nähe soll Dutzende Kinder aufgenommen haben.

Die britische Regierung hat indessen Aufklärung versprochen. Diese arbeite daran, alle Details des Vorfalls zu erfahren, teilte die britische Premierministerin Theresa May am Dienstag in einer Stellungnahme mit. Ihre Gedanken seien bei den Opfern und den Familien jener, die von den Geschehnissen betroffen seien. Es wird erwartet, dass die Regierung eine Notfallsitzung des Kabinetts einberuft, um über den Terroranschlag zu beraten. Forensik-Experten der Polizei verlassen die Manchester Arena.

Konzertbesucher verlassen das Park Inn Hotel in der Nähe der Arena, wo sie in der Nacht Zuflucht gefunden hatten. Mittlerweile ist klar, dass es sich um einen Selbstmordanschlag handelt.

Manchester am Morgen nach dem schlimmsten Terroranschlag in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren. Das Land steht unter Schock.

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