Mahatma Gandhi wäre wohl nicht glücklich, wenn er das sehen müsste. Das Konterfei des indischen Nationalhelden und Pazifisten hängt auf einem T-Shirt gedruckt an einem Kleiderbügel im Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts von Rajesh Shah neben Superman und anderen bunten Klamotten. Über dem Schaufenster steht in großen weißen Lettern der Name des Ladens: Hitler. Mit einem roten Hakenkreuz als i-Tüpfelchen.
Das neue Geschäft in Ahmedabad sorgt für große Aufregung bei den Bewohnern - vor allem bei der kleinen jüdischen Gemeinde der westindischen Metropole. Die fordern nun eine sofortige Namensänderung. Doch Ladenbesitzer Shah versteht die Aufregung nicht.
"Vor über einem Monat haben wir ein Banner aufgehängt mit der Ankündigung 'Hitler opening shortly'. Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden", so Shah zur Times of India. Der Laden sei nach dem Großvater seines Partners Manish Chandani benannt, der aufgrund seines pedantischen und strengen Wesens den Spitznamen "Hitler" trug. Von den Verbrechen des Führers will Shah nichts gewusst haben. Erst kürzlich hätte er im Internet über Hitler gelesen.
Laut dailymail.co.uk glaubt das die jüdische Gemeinde Ahmedabads aber nicht. Shah wisse genau, was der Name bedeute. Die Juden der Stadt vermuten hinter dem Namen eine Marketingstrategie.
Tatsache ist, dass Nazis und Hitler viele Inder faszinieren. Ein hinduistischer Geschäftsmann verkaufte zum Beispiel Bettwäsche mit Hakenkreuzen unter dem Namen "The Nazi Collection".
Bereits 2006 löste die Eröffnung eines Restaurants namens "Hitler's Cross" in Bombay wütende Proteste aus. Das Restaurant hatte ebenfalls ein Hakenkreuz in den Schriftzug über dem Eingang integriert - im Buchstaben O. Die fragwürdige Dekoration der Lokalität bestand aus einem Führerporträt im Eingangsbereich, welches aber bald abgenommen wurde.
Auf Drängen der 5000 jüdischen Gemeindemitglieder hin erklärte sich der Besitzer Sabhlok schließlich bereit, den Namen zu ändern. Auch Sabhlok behauptete, dass die Namensgebung zufällig war. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihm und Hitler sei, dass er ebenfalls die Welt erobern wolle - allerdings nicht mit Gewalt, sondern mit seiner Kochkunst und dem Service, sagte er der Zeitung Mumbai Mirror.
Auch Rajesh Shah sieht keinen Grund, sein Bekleidungsgeschäft aufzugeben. Immerhin zeigt sich der Ladenbesitzer bereit, den Namen zu ändern - allerdings nur gegen eine Entschädigung. Shah hätte bereits rund 40.000 Rupien, also etwa 570 Euro, für Werbezwecke und Visitenkarten ausgegeben. "Wir haben momentan kein Geld mehr", beteuert er.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels wurde Mahatma Gandhi fälschlicherweise als Friedensnobelpreisträger bezeichnet. Obwohl er mehrmals für die Ehrung nominiert war, wurde sie ihm nie verliehen. 1948, im Jahr seines Todes, wurde der Preis jedoch symbolisch nicht vergeben.