Süddeutsche Zeitung

Emden:Mord an Elfjähriger war "sexuell motiviert"

Lesezeit: 2 min

"So ein Verbrechen kennen wir hier sonst nur aus dem Fernsehen": Das elfjährige Mädchen, das am Samstag tot in einem Parkhaus in der ostfriesischen Stadt Emden gefunden worden war, ist einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen. Videoaufzeichnungen sollen die Ermittler auf die Spur des Täters führen.

Viele Menschen in Emden können es immer noch nicht fassen: "So ein Verbrechen kennen wir hier in Ostfriesland sonst nur aus dem Fernsehen", sagt ein älteres Ehepaar am Montag. Im "City Parkhaus am Wasserturm" war am Samstag im Treppenhaus hinter einem Notausgang die Leiche eines elfjährigen Mädchens gefunden worden. Vor dem Gebäude legen Passanten Blumen ab, Kerzen werden entzündet. Von dem unbekannten Täter fehlt jede Spur.

Das Mädchen war am Samstag mit einem gleichaltrigen Freund unterwegs. "Ich gehe davon aus, dass sie sich schon länger kannten", sagt eine Polizeisprecherin. Als die Elfjährige nicht nach Hause kam, machte sich die Mutter auf die Suche. Nach Medienberichten fand sie am Parkhaus das Fahrrad ihres Kindes. Zusammen mit einem Wachmann entdeckte sie später die Leiche ihrer Tochter auf dem Boden unter einer Stahltreppe.

"Es war eindeutig ein Gewaltverbrechen. Das belegen die Auffindesituation und das Ergebnis der Obduktion," sagte Polizeisprecherin Angelika Grüter. Das Mädchen ist offenbar Opfer einer Sexualstraftat geworden, wie der Leiter der Mordkommission, Werner Brandt, bei einer Pressekonferenz sagte, die Tat sei "sexuell motiviert" gewesen.

Der Freund des Opfers steht unter Schock

Die Ermittler suchen nun nach einem männlichen Täter. Er sei dunkel gekleidet gewesen, sagte Werner Brandt von der Polizei Emden. Der Fundort des Mädchens sei auch der Tatort gewesen. Der gleichaltrige Junge, mit dem das Mädchen unterwegs gewesen war, sei von geschulten Beamten befragt worden. Was er wirklich mitbekommen hat, ist unklar. Der Junge habe unter Schock gestanden, sagte Brandt. Daher seien seine Angaben unter Vorbehalt zu betrachten und würden vertraulich behandelt, hieß es.

Viel mehr wollten Polizei und Staatsanwaltschaft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Die Mordkommission sicherte am Montag die Spuren und befragte Anwohner. "Wir arbeiten unter Hochdruck mit vielen Kollegen", sagte Werner Brandt.

Gegen Mittag durchsuchten Polizisten das Parkhaus und die Grünstreifen in der Umgebung. Direkt neben dem Eingang verfolgten Kinder durch eine Schaufensterscheibe die Szenerie. Dort ist der Kinderhort eines Sportcenters, in dem Eltern ihre Kinder während ihrer Fitnessübungen beaufsichtigen lassen. "Hier ist in zehn Jahren noch nie etwas passiert, da gab es nicht einen Kratzer am Auto", sagte der Leiter des Sportcenters, Johannes Podeschwa. Das Treppenhaus werde zwar nicht überwacht, aber die Ein- und Ausgänge. "Dort müssen Täter und Opfer vorbei gekommen sein."

Am Samstagabend habe er sein Geschäft verlassen und die Ermittler gesehen: "Vorher haben wir nichts mitbekommen. Die Wände zum Parkhaus sind sehr dick." Die Unsicherheit vieler Eltern kann Podeschwa gut nachvollziehen: "Als Vater von fünf Kindern frage ich mich jetzt auch: Wie sicher sind meine Kinder?"

Wichtige Hinweise auf den Täter könnten die Videobilder der Überwachungskameras im Parkhaus liefern. Die Polizei wertete am Montag das Material aus den Überwachungskameras aus. Wie die Emder Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtete, zeigten Bilder aus den Überwachungskameras den mutmaßlichen Täter und sein späteres Opfer. Es soll sich der Zeitung zufolge um einen Mann handeln. Auf dem Video soll genau zu sehen sein, wo das Opfer und der mutmaßliche Täter entlanggehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1318803
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.03.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.