Transgender:Ein Schritt vorwärts

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Elliot Page auf dem Filmfestival in Rom im Oktober 2018. (Foto: Ernesto S. Ruscio/Getty Images)

Mit Elliot Page erklärt eine Hollywood-Größe auf Social Media, trans zu sein und künftig einen anderen Vornamen zu tragen. Die zahlreichen Reaktionen darauf zeigen, dass noch nicht normal ist, was normal sein sollte.

Von Mareen Linnartz

Die Worte wirken wohlüberlegt, den Brief, den Elliot Page am Dienstag auf Social Media stellt, könnte man fast als eine Art Manifest bezeichnen: Er möchte, schreibt darin der Hollywood-Star, seinen Freunden und Freundinnen mitteilen, trans zu sein. Ab jetzt heiße er Elliot. Der Name "Ellen", unter dem er in Filmen wie "Juno" und Serien wie "The Umbrella Academy" mitspielte: gehört nun der Vergangenheit an. Für ihn sollen in Zukunft männliche ("he") oder geschlechtsneutrale Pronomen ("they") verwendet werden. "Ich bin glücklich, dies schreiben zu können", steht in dem Statement, Page dankt außerdem allen, die ihn unterstützten und geholfen haben, "mein authentisches Ich zu finden".

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Wäre es ein Film, müsste jetzt irgendwann der Abspann kommen, es klingt ja nach einem echten Happy End - jemand nimmt sich ein Herz, scheint glücklich und befreit zu sein, die ersten Reaktionen auf das offene Bekenntnis sind zudem ermutigend: Der Streamingkanal Netflix, auf dem "The Umbrella Academy" läuft, twittert: "Wir sind so stolz auf unseren Superhelden", Schauspielerinnen wie Mia Farrow, Patricia Arquette, Alyssa Milano oder Anna Kendrick senden Glückwünsche, die Sängerin Miley Cyrus postet kurz und kraftvoll: "Elliot rules" - "Elliot ist der Beste."

Drehbücher vor allem mit homosexuellen Rollen

Und es stimmt ja auch: Vor wenigen Jahren wäre diese Offenheit einer Schauspielerin oder eines Schauspielers dieses Bekanntheitsgrades noch unvorstellbar gewesen. 2016 sagte Page in einem Interview mit der SZ, in Hollywood gelte ganz klar eine Regel: "Wenn du homosexuell bist, behalt's für dich." Das war ein Jahr, bevor Harvey Weinsteins Übergriffe bekannt wurden und die "Me Too"-Debatte ihren Anfang nahm, und zwei Jahre, nachdem Page, damals noch unter dem Namen Ellen, öffentlich bekannt gegeben hatte, lesbisch zu sein.

Page wollte sich einfach "nicht mehr verstecken", ein Vorgang, der in der glamourösen wie gnadenlosen Hollywoodwelt zur Folge hatte, dass der Darsteller von nun an vorrangig Drehbücher zugeschickt bekam, in denen er homosexuelle Parts übernehmen sollte - so erzählte er das zumindest.

Pages Brief endet mit einem Appell

Die Schauspielerin Kristen Stewart ("Twilight"), die lange mit ihrem Filmpartner Robert Pattinson auch als privat verbundenes Traumpaar auftrat, erzählte einmal, wie Größen der Branche reagierten, als immer mehr durchsickerte, dass sie auch Frauen liebt: "Mir wurde gesagt: ,Tu dir einen Gefallen und geh nicht Händchen haltend mit deiner Freundin in die Öffentlichkeit. So könntest du einen Marvel-Film bekommen!'", erzählte sie dem US-Magazin Harper's Bazaar. Nicht mehr verstecken - das ist immer noch besser, als ganz abzutauchen und die eigene Identität verheimlichen zu müssen. Noch besser aber wäre es natürlich, müsste sich Page gar nicht groß auf Social Media erklären und würde auf die Tatsache, ob jemand trans ist oder nicht, genauso reagiert werden wie darauf, ob jemand blaue, grüne oder braune Augen hat.

Und deswegen ist das Statement von Elliot Page doch kein Happy End. Weil es zeigt: Es ist noch nicht normal, was normal sein sollte. Und weil es noch einen zweiten Teil des Briefes gibt, der es in sich hat. Darin schreibt Page, privilegiert zu sein, aber trotzdem "Angst" zu haben: Vor dem Hass, den Attacken, die nun kommen werden. Dass die kommen werden, da gibt es keine Illusionen. Die Statistiken dazu seien "steigend". Also endet das Statement von Elliot Page mit einer Ansprache an alle, die trans sind und jeden Tag mit "Belästigung, Selbsthass, Missbrauch, Bedrohung und Gewalt" umgehen müssten: "Ich sehe euch! Und ich will alles tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen."

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