Warschau:Entspann dich, Dicker!

Elefanten aus Berlin für den Opel-Zoo

Die afrikanischen Elefanten Kariba (l.) und Lilak im Berliner Tierpark

(Foto: Zoologischer Garten Berlin/dpa)

Elefanten im Warschauer Zoo sollen den Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol bekommen. Das Experiment hat einen traurigen Hintergrund.

Schläfrigkeit, Durchfall, allgemeines Unwohlsein, sogar Hautausschläge - alles potenzielle Nebenwirkungen von Cannabidiol. Aber dem kurz CBD genannten Hanf-Inhaltsstoff werden auch diverse positive Wirkungen nachgesagt. So soll er nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch angstlösend. Und ganz ehrlich: Wer liest auf dem Beipackzettel schon die ellenlange Liste mit Nebenwirkungen?

Im Warschauer Zoo will man sich nun auch lieber auf die möglichen angenehmen Eigenschaften von CBD verlassen - und damit die Elefantenherde beruhigen. Die drei afrikanischen Elefanten, die in dem polnischen Tierpark leben, sollen zwei Jahre lang regelmäßig CBD-Öl bekommen. High sollen sie davon freilich nicht werden - Cannabidiol ist frei von dem psychoaktiven Stoff THC -, sondern weniger gestresst.

Diesen Effekt wenigstens erhofft sich die Tierärztin des Zoos. Falls der Versuch mit dauerhaft relaxten Elefanten endet, kann sie sich die Behandlung auch bei anderen Tieren vorstellen. Pferde und Hunde werden bei Stress schon heute gelegentlich mit Cannabidiol behandelt.

Auslöser für den Versuch in Warschau war ein Trauerfall in der Elefantenherde im vergangenen März, wie die BBC berichtet. Die älteste Elefantenkuh der Herde, Erna, ist gestorben. Das habe bei einem jüngeren Tier namens Frezia großen Stress ausgelöst. Bis sich die sehr empathischen Tiere von einem Todesfall in der Herde erholt haben, können in freier Wildbahn wie auch in Gefangenschaft Monate oder sogar Jahre vergehen. In Warschau hofft man nun, dass sich der Prozess mit der Gabe von CBD wenn nicht beschleunigen, so doch wenigstens weniger schmerzhaft für die Elefanten gestalten lässt.

Phase eins des Versuchs ist bereits abgeschlossen. Mitarbeiter um Zoo-Tierärztin Agnieszka Czujkowska haben Exkrement-, Speichel- und Blutproben der drei verbliebenen Elefanten genommen und den Level des Stress-Hormons Cortisol gemessen. Nachdem die Tiere CBD bekommen haben, wollen die Wissenschaftler den Cortisol-Spiegel erneut messen um zu prüfen, ob der Test erfolgreich war. Die erwähnten Nebenwirkungen machen Tierärztin Czujkowska derweil keine großen Sorgen. Es werde wohl einige Verhaltensänderungen geben, aber: "Darum werden wir uns kümmern müssen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen."

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