Die Jury-Auswahl im Prozess gegen den ehemaligen mexikanischen Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán ist in New York in die zweite Runde gegangen. Staatsanwaltschaft und Verteidigung befragten rund ein Dutzend potenzielle Geschworene. Für kommenden Dienstag sind die Eröffnungsplädoyers geplant. Bis dahin muss die die zwölfköpfige Jury stehen, die aus Sicherheitsgründen anonym über Guzmáns Schicksal entscheiden soll.
Wie bekannt wurde, soll ein möglicher Kandidat der Jury einen Vollzugsbeamten um das Autogramm des Angeklagten gebeten haben. Vom Richter nach dem Grund gefragt sagte der Mann, der im kolumbianischen Medellín geboren wurde und seit 20 Jahren in New York lebt: "Weil ich ein bisschen Fan bin." Während Guzmán auf der Anklagebank grinste, wurde der Kandidat von der Liste gestrichen.
Prozess gegen "El Chapo":Tonnenweise Drogen, tausendfacher Mord und entlarvende Eitelkeit
Joaquín Guzmán galt als einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Jetzt wird der frühere Drogenboss aus Mexiko in New York vor Gericht gestellt - unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Prozess.
Um die Geschworenen nicht zum Ziel von Vergeltungstaten der Drogenkartelle werden zu lassen, ist eine Reihe besonderer Schutzmaßnahmen vorgesehen. Eine davon: Insgesamt nur fünf Journalisten sind als Beobachter der Presse im Gericht zugelassen. Zu groß waren die Bedenken, Unterstützer El Chapos könnten sich unter die Riege der Reporter mischen.
Die US-Justiz wirft dem 61-jährigen Guzmán unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und das Führen einer kriminellen Organisation - des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa - vor. Er soll tonnenweise Kokain und Heroin in die USA geschmuggelt und damit Milliarden verdient haben. Zudem soll El Chapo für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein. Guzmán, der einst als mächtigster Drogenhändler der Welt galt, droht lebenslange Haft. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen.
Schon in Mexiko saß El Chapo im Gefängnis, doch gleich zwei Mal gelangen ihm spektakuläre Ausbrüche aus Hochsicherheitsgefängnissen. Seit seiner Auslieferung im Januar 2017 an die USA wartet er unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen auf seinen Prozess in New York.