New York:"El Chapo" muss lebenslang ins Gefängnis

Lesezeit: 1 min

Joaquín "El Chapo" Guzmán (Foto: AP)
  • Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán ist zu lebenslanger Haft in einem US-Gefängnis verurteilt worden.
  • Er hatte 25 Jahre lang das mexikanische Drogenkartell Sinaloa angeführt, große Mengen Drogen in die USA geschafft und ein Heer von Auftragskillern befehligt.

Der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán muss für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Der 62-Jährige sei zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre verurteilt worden und dürfe keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen, sagte Richter Brian Cogan in New York. Außerdem forderte das Gericht "El Chapo" auf, eine Summe von 12,6 Milliarden Dollar (etwa 11,2 Milliarden Euro) zu zahlen. Dies sei eine "konservative Schätzung" der Summe, die Guzmán aus der Drogenkriminalität eingenommen habe, hatte die Staatsanwaltschaft zuvor mitgeteilt.

In einem der größten Prozesse zu Drogenkriminalität in der Geschichte der USA hatte eine Jury "El Chapo" bereits im Februar in allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden. Nun folgte das Strafmaß.

SZ-Podcast "Auf den Punkt"
:Der Drogenkrieg geht weiter, auch ohne "El Chapo"

Der berühmteste Drogenboss der Welt ist in den USA schuldig gesprochen worden. Die amerikanische Justiz lässt sich dafür feiern. Der Sieg ist aber nur ein symbolischer.

Die Staatsanwaltschaft sah es als bewiesen an, dass das mexikanische Drogenkartell Sinaloa in 25 Jahren unter Guzmáns Führung Berge von Kokain und anderen Drogen in die USA brachte. Seine "Armee von Auftragskillern" habe auf seine Anweisung hin Menschen entführt, gefoltert und getötet, die ihm im Wege standen. Die Verteidigung dagegen argumentierte, Guzmán sei von anderen Drogenschmugglern hereingelegt worden, die in seinem Prozess als Zeugen auftraten, um selbst mit leichteren Strafen davonzukommen.

Seit seiner Auslieferung von Mexiko in die USA 2017 wurde Guzmán weitgehend von der Außenwelt isoliert. Weil er aus mexikanischen Gefängnissen fliehen konnte, hielten die US-Behörden ihn in Einzelhaft in Manhattan und ließen ihn beim Erscheinen vor Gericht in Brooklyn streng bewachen.

Der elf Wochen lange Prozess wurde von Guzmán, der als Gangster eine diamantenbesetzte Pistole trug und dem Gesetz immer einen Schritt voraus schien, geprägt. Die Geschworenen bekamen allerdings nie ein Wort von Guzmán persönlich zu hören, außer der Erklärung, nicht aussagen zu wollen.

Die Beweismittel in dem Verfahren legten aber nahe, dass die Entscheidung zu schweigen gegen "El Chapos" Naturell verstößt. Zeugen berichteten, er sei ein Fan seiner eigenen Drogenboss-Geschichte und habe einen Autoren oder Drehbuchschreiber dafür finden wollen. Es gab zudem Berichte darüber, dass er zu seiner Verteidigung aussagen wollte, aber seine Anwälte hätten ihm das schließlich ausgeredet.

© SZ.de/dpa/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

US-Justiz
:Auch zwei Söhne von El Chapo angeklagt

Die beiden Männer sollen jahrelang Drogen in die USA geschmuggelt haben. Ob es zu einem Prozess kommt, hängt von der mexikanischen Regierung ab.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: