Eklat bei der Bahn:Schaffner wirft 13-Jährige aus dem Zug

Ein Zugbegleiter hat ein junges Mädchen zum Aussteigen gezwungen, weil sie ihren Schülerausweis samt Portemonnaie vergessen hatte.

Vier Wochen nachdem ein kleines Mädchen aus einem Zug der Deutschen Bahn von einer Schaffnerin herausgedrängt wurde, sorgt ein ähnlicher Fall wieder für Aufregung.

Eklat bei der Bahn: Kein Herz für Kinder: Schon wieder ist ein minderjähriges Kind aus einem Zug der Deutschen Bahn geworfen worden.

Kein Herz für Kinder: Schon wieder ist ein minderjähriges Kind aus einem Zug der Deutschen Bahn geworfen worden.

(Foto: Foto: ddp)

Auf der Regionalstrecke zwischen Heiligengrabe und Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) zwang ein Schaffner eine 13-Jährige zum Aussteigen, weil sie ihren Schülerausweis mitsamt Portemonnaie vergessen hatte.

Der Fall sei "nicht nachvollziehbar", das Verhalten des Schaffners "ungeschickt und nicht zu begreifen", sagte Dietmar Dalbogk, Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn Berlin und Brandenburg, am Samstag.

Der Bahnbedienstete hatte am vergangenen Mittwoch die Schülerin auf dem Heimweg in Wittstock zum Ausstieg genötigt. Der Schaffner hatte sich auch nicht erweichen lassen, als die 13-Jährige ihm unter Tränen versicherte, weder über Geld noch über ein Handy für einen Anruf zu Hause zu verfügen.

Der Mann hatte auch sein Diensthandy verweigert, damit das Mädchen zu Hause anrufen und die Mutter die geforderte Gebühr von 40 Euro bezahlen konnte. Für das Brandenburger Mädchen erwies sich ein Taxifahrer als Retter in der Not. Er brachte das Kind von Wittstock in das 42 Kilometer entfernte Neuruppin nach Hause.

Ein Bahnsprecher betonte, es gebe eine "klare Dienstanweisung", wonach Minderjährige nicht des Zuges verwiesen werden dürfen. Wie seiner Kollegin drohen dem Schaffner dienstrechtliche Konsequenzen.

Der Sprecher kündigte eine Aussprache mit dem Mann an, der momentan dienstfrei habe. Der Vorfall werde gründlich untersucht. "Kinder ohne Begleitperson sind Schutzbefohlene des Zugbegleiters", sagte der Sprecher. "Sie müssen ihr Reiseziel erreichen." Das Thema solle in nächster Zeit auch bei den regulären Fortbildungsveranstaltungen für Bahnmitarbeiter behandelt werden.

Bei der Familie des Mädchens aus Neuruppin habe sich die Bahn entschuldigt. Die Angehörigen hätten dies akzeptiert. Nach Worten des Sprechers denke die Bahn auch über eine Wiedergutmachung.

"Spätestens nach dem Vorfall in Parkentin hätte der Schaffner es besser wissen müssen", sagt Dalbogk. Dort hatte im Oktober eine Zugbegleiterin ein zwölfjähriges Mädchen zum Aussteigen gezwungen, das Portemonnaie und Fahrkarte zu Hause vergessen hatte. In dem Mecklenburger Regionalzug war die Schaffnerin nicht auf das Angebot eines Mitreisenden eingegangen, die Kosten für die Fahrkarte des Mädchens zu übernehmen.

Das Mädchen, das auf dem Weg zum Musikunterricht nach Rostock war, musste fünf Kilometer durch die Dunkelheit mit seinem schweren Cello nach Hause laufen.

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