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Eisbären-Nachwuchs in Stuttgart:Wilbär, das kleine Geheimnis

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"Wilbär" ist nur einen Tag älter als Flocke, aber nur wenige Auserwählte wußten von dem Geheimnis. Der Stuttgarter Zoo Wilhelma hielt die Geburt des kleinen Bären mehr als zwei Monate geheim.

Knut, Flocke, Wilbär: Eisbären-Nachwuchs gibt es jetzt auch in der Stuttgarter Wilhelma: Der kleine "Wilbär" wurde bereits am 10. Dezember geboren, wie der Direktor des zoologisch-botanischen Gartens, Dieter Jauch, am Donnerstag mitteilte.

Das Jungtier wiege inzwischen sechs Kilogramm. Mutter "Corinna" ziehe es selbst auf und kümmere "sich vorbildlich um ihren Spross". Die Besucher müssen sich allerdings noch gedulden; sie bekommen den kleinen "Wilbär" wohl erst im Mai im Gehege zu sehen.

Zum Schutz des Babys verbarg der Zoo die Nachricht monatelang vor der Öffentlichkeit. Jauch sagte, "Wilbär" sei noch keinesfalls über den Berg. Es könne noch vieles passieren, auch wenn es zu früh im Gehege gezeigt werde. Wilbär könne etwa ins Wasser fallen.

Ohnehin sei es nicht einfach, Eisbären aufzuziehen. Sie bräuchten Abgeschiedenheit und Ruhe. Die monatelange Geheimhaltung begründete der Zoo mit dem Wirbel um "Knut" in Berlin.

"Auch wir hatten Angst vor dem Druck, der im Falle einer Eisbärengeburt auf uns hätte lasten können", sagte der Direktor. Man sei auch nicht "auf das große Geld aus", sagte Jauch. Der Zoo habe den Namen dennoch schützen lassen.

Einen Besucheransturm erwartet der Direktor zunächst nicht. "'Wilbär' wird sicher nicht den Starruhm von 'Knut' erlangen, kein kommerzieller Erfolg werden, dafür ist er zu normal", sagte Jauch. "Wilbär" sei inzwischen so groß wie ein Stallhase, sagte Revierleiter Jürgen Deisenhofer.

Der Name ist den Angaben zufolge bei der Kombination der Wörter Wilhelma und Eisbär entstanden. Auf den ersten Bildern ist der kleine Bär in einem Weidenkorb zu sehen. Im Zoo ist ein Film über "Wilbär" zu sehen, auch auf der Internetseite lässt sich der weiße Winzling bewundern.

Mit sechs Wochen das erste Mal herumgerobbt

Zoologin Ulrike Rademacher sagte, der Eisbärenmutter und ihrem Jungen sei in den ersten Wochen absolute Privatsphäre gelassen worden. Sechs Wochen vor der Geburt wurden die Eltern, "Corinna" und "Anton" getrennt.

Vor der Geburt sei der Schieber zur Außenanlage geöffnet geblieben, da "Corinna" sehr nervös auf geschlossene Schieber reagieren könne. Heiligabend habe "Corinna" ihr Baby durch die Gegend getragen.

Mit sechs Wochen sei "Wilbär" das erste Mal durch die Gegend gerobbt. Vater ist Eisbär "Anton", der wie "Corinna" seit 1990 in Stuttgart zu Hause ist. "Corinna" stammt aus Kopenhagen und "Anton" aus Karlsruhe, beide wurden 1989 geboren.

Die Eisbärendame hatte in der Vergangenheit fünf Mal Jungtiere geboren. Von diesen überlebte eins im Jahr 2004 nur neun Tage, wie der Zoo mitteilte. Vielleicht habe sich "Corinna" in der Wurfhöhle nicht mehr sicher gefühlt und habe damals ihr Jungtier aufgefressen.

Zoologin Rademacher sagte, alle Wurfboxen seien nun videoüberwacht. Weltweit leben in Zoos nach Angaben der Stuttgarter Wilhelma etwa 400 Eisbären, davon etwa 134 in Europa, 35 davon in Deutschland.

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AP, Oliver Schmale/jkr
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