Eisbär Knut:Besucher-Millionär

Der kleine Eisbär hat dem Berliner Zoo einen Besucher-Rekord beschert. In diesen Tagen erwartet Knut nun seinen millionsten Besucher.

Euro-Millionär ist Knut dank Werbung und Souvenirhandel schon lange. Jetzt wird der berühmte Berliner Eisbär- Nachwuchs auch "Besucher-Millionär". Der Zoologische Garten Berlin erwartet diese Woche den einmillionsten Besucher der zugkräftigsten Attraktion in seiner mehr als 150-jährigen Geschichte.

Eisbär Knut

In dieser Woche erwartet Eisbär Knut seinen millionsten Besucher.

(Foto: Foto: ddp)

Der Jubiläumsgast soll ganz besonders herzlich empfangen und neben einem kleinen Geschenk möglicherweise sogar mit einem "persönlichen Besuch bei Knut" beglückt werden, kündigte der kaufmännische Zoo-Direktor Gerald R. Uhlich an.

Da die siebenstellige Rekordmarke bereits am Mittwoch oder Donnerstag zur Jahreshälfte geknackt wird, steht auch fest, dass der Hauptstadt-Zoo in diesem Jahr erstmals weit über drei Millionen Besucher haben wird, sogar 3,5 Millionen werden für möglich gehalten.

Im vergangenen Jahr - ohne Knut - waren es rund 2,5 Millionen Menschen gewesen. "Der Besucherandrang zu Knut hat wirklich alle unsere Erwartungen und Hoffnungen weit übertroffen", bilanzierte Uhlich.

Die Besucher-Lawine kam ins Rollen, nachdem am 23. März rund 600 Journalisten aus der ganzen Welt über die Knut-Premiere auf dem Braunbärenfelsen berichteten.

Bis dahin lebte das am 5. Dezember 2006 geborene Tier in einer eigens gebastelten Wohnkiste und im nicht einsehbaren Stallungsbereich. Am ersten Publikumstag strömten schon 25.000 Menschen zu Knut. Nach nur einer Woche waren es mehr als 100.000. Die halbe Million war am 18. Mai erreicht.

An Ostern war der Ansturm so stark, dass von da an für das Publikum eine Art Kreisverkehr eingerichtet werden musste. Knut trat mit seinem Pfleger Thomas Dörflein, der das von seiner Eisbärenmutter Tosca verstoßene Jungtier monatelang von Hand aufgezogen hatte, nun täglich zwei Mal für je eine Stunde auf.

Pro Schicht war längere Zeit nur noch eine Besuchszeit von etwa zehn Minuten möglich, damit alle Besucher eine Chance bekamen, Knut auch wirklich sehen zu können.

Der für die Bären zuständige Zoologe Heiner Klös sagte: "Das ist alles unglaublich, was sich bisher rund um Knut abgespielt hat." Er sei besonders froh darüber, dass "der Kleine das alles so prächtig wegsteckt".

Knut habe als "guter Fresser" ständig zugenommen, wiege jetzt über 40 Kilo und entdecke täglich, dass er "ein autarker und selbstbewusster Eisbär ist".

Die morgendlichen Spaziergänge mit Pfleger Dörflein durch den noch menschenleeren Zoo mussten sogar eingestellt werden, weil Knut immer häufiger nicht mehr auf Dörflein hörte und eigene Wege ging.

Zoo-Direktor Uhlich und Zoologe Klös glauben, dass die wechselhafte und gefühlsbeladene Lebensgeschichte von Knut den Besucheransturm erst möglich machte. Mehrmals überstand Knut Fieberschübe nur knapp, einige Auftritte fielen wegen Zahnweh und dicker Backe aus.

Tierschützer kritisierten die nicht artgerechte Aufzucht und stellten das Lebensrecht von Knut in Frage. Das löste ebenso weitere Schlagzeilen und Reportagen aus wie eine eingegangene Morddrohung.

Eine beispiellose Marketing-Welle beschäftigte die Medien und die Besucher nicht weniger als die Umstände der langsamen Abnabelung Knuts von seinem Ziehvater Dörflein.

"Wir wussten immer, dass es eine endliche Geschichte ist, aber Knut verkraftet auch das glänzend", sagte Klös. Von Bedeutung für die Knut-Story war auch die parallel geführte internationale Debatte um den Klimawandel, der auch den arktischen Lebensraum der Eisbären bedroht.

Knut wurde Symboltier und von seinem Paten, Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), zum Maskottchen für die Unesco-Artenschutzkonferenz in Bonn 2008 ernannt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: