Eis und Schnee in Europa:Schneechaos bremst Reisende aus

Schnee und Eis bringen in vielen Teilen Deutschlands den Verkehr zum Erliegen. Tausende Fluggäste sind gestrandet, unter ihnen ein Popstar: 11.000 deutsche Fans warteten vergeblich auf Shakira.

Schnee und Eis in vielen Teilen Deutschlands stellen nicht nur Berufspendler und Reisende, sondern auch Konzertbesucher auf eine harte Probe. In Frankfurt am Main warteten 11.000 Fans vergeblich auf die kolumbianische Sängerin Shakira. Weil der aus Paris kommende Flug des Popstars annulliert wurde, musste das Konzert abgesagt werden - ausgerechnet auf ihrer Tour mit dem Motto "Here Comes The Sun" (Die Sonne kommt raus).

Flughafen von Frankfurt/Main für vier Studen gesperrt

Nacht im Flughafen: Passagiere schlafen an einem Gepäckschalter im Terminal 1 des Flughafens in Frankfurt am Main.

(Foto: dpa)

Die heftigsten Schneefälle seit mehr als 20 Jahren ließen in der französischen Hauptstadt an diesem Mittwoch Tausende Pendler, Fluggäste und Lastwagenfahrer stranden. Selbst wenn Shakira in Paris hätte starten können, wäre das Konzert dennoch dem Wetter zum Opfer gefallen: Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main musste wegen eines Unwetters geschlossen werden. Nachdem die Landebahnen stundenlang gesperrt waren, konnte gegen 22 Uhr dann lediglich die Südbahn wieder geöffnet werden - allerdings mit verminderter Flugzeugdichte.

"Am Donnerstag müssen 85 Flüge annulliert werden", sagte der Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport, Gunnar Schneunemann. "Wir rechnen mit weiteren Annullierungen und Verspätungen."

Flugzeuge hätten auf den schneebedeckten Landebahnen nicht bremsen können, auch die Sicht sei beeinträchtigt. Dadurch waren alleine am Terminal 1 des Flughafens Frankfurt/Main mehrere hundert Fluggäste gestrandet, einige schliefen auf ausgebreiteter Kleidung, Zeitungspapier und auf Gepäckbändern bei den Abfertigungsschaltern. Die Johanniter bauten provisorisch Feldbetten auf und versorgten die Reisenden.

Auch an den Flughäfen Berlin-Tegel und in Hannover wurden insgesamt etwa 20 Flüge gestrichen. Betroffen waren beispielsweise Flüge von Paris, Moskau und München.

805 Unfälle in einer Nacht - allein in NRW

Auf den Straßen verursachten Schnee und Eis ebenfalls ein Verkehrschaos. Allein in Nordrhein-Westfalen hat es wegen Schnee und Eis seit dem Abend mehrere hundert Verkehrsunfälle gegeben. Bis zum Donnerstagfrüh habe die Polizei insgesamt 805 witterungsbedingte Unfälle registriert, teilte die Landesleitstelle in Duisburg mit. Dabei wurden elf Menschen schwer und 60 weitere leicht verletzt. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf 2,5 Millionen Euro.

Bei der Bahn sorgten die Schneefälle ebenfalls für Probleme. Auf der ICE-Strecke Berlin-München hätten zwei Züge umgeleitet werden müssen, sagte ein Bahnsprecher. Es seien vorsorglich Bäume entlang der Strecke gefällt worden, weil sich diese durch die Schneelast zu sehr zu den Gleisen geneigt hätten. In Thüringen und Sachsen warnte die Bahn generell vor Ausfällen und Verspätungen. Nicht in jedem Fall könnten Ersatzbusse fahren. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz sei der Busverkehr wegen der starken Schneefälle schon gar nicht mehr möglich.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für Bayern, Sachsen und Thüringen Unwetterwarnungen ausgegeben, nahm diese im Laufe des Morgens aber wieder zurück. Auf den Straßen war die Lage dennoch problematisch, auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Polizeibehörden berichteten von etlichen Lastwagen, die auf Autobahnen und Bundesstraßen liegengeblieben waren. Auch für Autofahrer gab es deshalb kein Durchkommen.

In Hessen und Thüringen versorgten Feuerwehrleute in der Nacht die Menschen mit Essen und Getränken. Zwischenzeitlich konnten wie etwa in Bayern auch die Streudienste nicht fahren.

Der Schnee auf den Dächern wird zur Gefahr

Im Osten, Süden und Südwesten kam es durch glatte Straßen zu etlichen Autounfällen. In Rheinland-Pfalz starb eine 33-jährige Frau, als sie mit ihrem Wagen von der Fahrbahn abkam, gegen ein anderes Auto und dann frontal gegen einen Baum fuhr. Ansonsten blieb es aber zumeist bei Blechschäden.

Im oberfränkischen Kulmbach stürzte am späten Mittwochabend unter der Last der feuchten Schneemassen das Dach einer Brauerei teilweise ein. Wie die Polizei in Bayreuth mitteilte, war ein Stützpfeiler in einer Lagerhalle zusammengebrochen. Daraufhin stürzten etwa 15 Meter des 70 Meter langen Brauereidachs ein. Die Feuerwehr räumte in der Nacht die Schneemassen vom Dach, um zu verhindern, dass größere Teile des Dachs einbrachen. Es entstand ein Schaden von rund 120.000 Euro.

Nach mehreren Dachlawinen am Mittwoch und Donnerstag wurde außerdem der Weihnachtsmarkt in der bayerischen Stadt Hof teilweise gesperrt - das Dach der Michaeliskirche, von dem sich der Schnee gelöst hatte, soll nun mit schwerem Gerät entfernt werden.

Flüsse treten über die Ufer

Eine weitere Folge der heftigen Schnee- und Regenfälle ist in vielen Regionen das drohende Hochwasser. Die Saar ist bereits so stark über die Ufer getreten, wie im ganzen Jahr noch nicht. Wegen der Überflutung hat die Polizei unter anderem die Saarbrücker Stadtautobahn gesperrt. Auch der Schiffsverkehr auf dem Fluss wurde eingestellt. Grund ist neben dem Regen die Schneeschmelze in den Vogesen.

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