Süddeutsche Zeitung

Eingesperrter Tourist twittert aus Buchhandlung:"Bitte lasst mich raus"

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So hätte sich der Tourist David Willis aus Dallas seinen Einkaufsbummel durch die Waterstones- Buchhandlung am Londoner Trafalgar Square sicher nicht vorgestellt. Während der Texaner noch zur Ladenschlusszeit im ersten Stock in den Buchregalen stöberte, verriegelten die Angestellten im Erdgeschoss nichtsahnend die Türen. Als Willis eine viertel Stunde später wieder nach unten ging, fand er sich in völliger Dunkelheit wieder, sämtliche Ausgänge waren verschlossen.

Statt die Polizei zu rufen, versuchte der Amerikaner via Twitter zunächst direkt mit dem Betreiber des Buchladens Kontakt aufzunehmen. Wie die britische Tageszeitung Daily Mail berichtete, twitterte Willis an Waterstones die Nachricht "Bitte lasst mich raus". Unglücklicherweise hatten sich die Mitarbeiter des Social-Media-Teams bereits in den Feierabend verabschiedet. Vor neun Uhr am kommenden Morgen war nicht damit zu rechnen, dass man auf seine Nachricht reagieren würde.

Hilfe kam stattdessen schon bald von der Twitter-Gemeinde: Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich Willis virtueller Hilferuf in dem sozialen Netzwerk. Etwa 6000 Mal wurde seine Nachricht retweetet, schreibt The Telegraph.

Tipps von der besorgten Comunity

Viele Nutzer nahmen Anteil an der misslichen Lage des eingeschlossenen Touristen. Einige empfahlen ihm, die Polizei zu verständigen, andere boten ihm Essen an oder hinterließen ihm Buch-Empfehlungen, mit denen er sich die Zeit bis zum Morgen vertreiben könnte. Zwischendurch kamen Ratschläge, wie Willis die Mitarbeiter des Ladens noch in der Nacht dazu bewegen könnte, ihn zu befreien. "Drohe ihnen doch einfach damit, so lange Chaos in die Bücherregale zu bringen, bis du wieder frei bist. Das dürfte sie etwas antreiben", empfahl Nutzer Tim Archer.

Einige brachte das Schicksal des Hilfesuchenden sogar um den Schlaf: "Ich bin zwar hundemüde, aber ich kann nicht eher einschlafen, bis ich weiß, dass David Willis befreit wurde. Ich hoffe, sie schenken ihm ein Buch als Wiedergutmachung", twitterte die Journalistin Gaby Hinsliff.

Bis kurz nach 23 Uhr mussten sich Hinsliff und die anderen Twitter-Nutzer, die das Geschehen teils besorgt, teils belustigt verfolgt hatten, noch gedulden. Dann wurde Willis von der Polizei aus seiner Notlage befreit. Auch dies teilte der US-Amerikaner abschließend der Community per Twitter mit.

Erst dann gab auch die Buchhandelskette, die bis dahin keinerlei Reaktion auf die Hilferufe des Amerikaners gezeigt hatte, ein Lebenszeichen von sich. Offenbar hatte man bei Waterstones doch noch einen Mitarbeiter des Social-Media-Teams erreicht, so dass das Unternehmen zumindest nachträglich sein Bedauern und seine Erleichterung ausdrücken konnte. "Wir freuen uns, verkünden zu dürfen, dass David Willis wieder ein freier Mann ist. Vielen Dank für die Anteilnahme und Tweets".

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Sz.de/juld
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