Ein Jahr nach Fabrikeinsturz:"Hängt sie, hängt sie"

Ihre Trauer ist groß, ihre Wut noch größer: Tausende Textilarbeiter und Angehörige gedenken in Bangladesch der Opfer des Fabrikeinsturzes vor einem Jahr und fordern endlich Konsequenzen. Die Textilkonzerne haben bisher gerade mal ein Drittel der versprochenen Entschädigungen bereitgestellt.

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Ihre Trauer ist groß, ihre Wut noch größer: Tausende Textilarbeiter und Angehörige gedenken in Bangladesch der Opfer des Fabrikeinsturzes vor einem Jahr. Sie fordern Konsequenzen aus der Katastrophe. Von den versprochenen Entschädigungen wurde nur ein Drittel ausgezahlt. 1100 Tote, dazu mehr als doppelt so viele Verletzte: Ein Jahr nach dem verheerenden Gebäudeeinsturz gedenkt Bangladesch der Opfer des Unglücks. Tausende versammelten sich in Savar - dem Vorort der Hauptstadt Dhaka, in dem das achtstöckige Haus gestanden hatte - und legten Blumenkränze nieder. Hinterbliebene wie die Frau im Bild versammelten sich zum gemeinsamen Gebet in einer örtlichen Schule.

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Vielerorts mischte sich Wut in die Trauer. Die Angehörigen fordern Entschädigungszahlungen. Die Verunglückten hatten fast alle als Textilarbeiter für internationale Konzerne Kleidungsstücke hergestellt.

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Die Gewerkschaften mahnten zum Jahrestag weiteren Fortschritt an. Es gebe jetzt immerhin mehr Inspektoren, die Gebäude vor allem auf Feuerschutz und Standfestigkeit hin überprüften, sagte Sultan Ahmed vom Bangladesch-Institut für Arbeitswissenschaften, einer Gewerkschaftsorganisation. Bereits Wochen bevor der achtstöckige Rana-Plaza-Bau einstürzte, waren Risse an dem Gebäude festgestellt worden. Die Menschen mussten dennoch weiterarbeiten.

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"Es gibt Verbesserungen, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns", sagte Gewerkschafter Ahmed. Es sei positiv, dass der Mindestlohn von 28 auf 50 Euro im Monat angehoben wurde. "Doch die Löhne waren über einen langen Zeitraum die niedrigsten weltweit. Selbst wenn sie jetzt einen großen Sprung gemacht haben, kann man nicht sagen, dass es ein fairer Lohn ist." Derzeit geschehe der Wandel dank des Drucks von außen - es sei aber fraglich, wie lange dieser aufrecht erhalten werden könne.

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Der Protest nahm am Jahrestag bisweilen drastische Formen an: Vor dem Verband der Textilexporteure demonstrierten Arbeiter mit einer Sarg-Attrappe. In der Nähe der einstigen Fabrik blockierten einige Hundert Textilarbeiter eine Hauptstraße. Sie forderten, die Gebäude- und Fabrikbesitzer endlich zur Rechenschaft zu ziehen. "Hängt sie, hängt sie", schrien manche Demonstranten.

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Die Arbeiterschutzorganisation Sramik Sanghati fordert schon länger, dass die Regierung den 24. April zum Tag der Arbeitssicherheit in Bangladesch ausruft. Die internationalen Gewerkschaften IndustriAll verlangt von den Unternehmen, die im Rana Plaza fertigen ließen, endlich ausreichende Entschädigungszahlungen. In den Treuhandfonds für die Opfer der Katastrophe seien erst elf der 29 versprochenen Millionen Euro eingegangen. Das Bild zeigt Fotos eines kleinen Mädchens (rechts), das bei dem Unglück vor einem Jahr ihre Mutter (links) verloren hat.

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Auch in Deutschland meldeten sich Aktivisten und Arbeitervertreter zu Wort. "Es ist schockierend, wie wenig getan wird", sagte Ineke Zeldenrust von der Kampagne für Saubere Kleidung. Marken wie Benetton, Adler Modemärkte und Carrefour hätten noch gar nichts in den Fond eingezahlt. Auch Michael Sommer, der scheidende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes mahnte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk die deutschen Textilbetriebe zum Handeln. Wenn die Kompensationszahlungen nicht bis Freitag eingingen, werde er die säumigen Unternehmen anschreiben und diese Briefe veröffentlichen. "Wir werden da keine Ruhe geben", sagte Sommer.

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In Berlin bedeckten sich Aktivisten verschiedener Organisationen mit den Logos diverser Unternehmen, die für die Trümmer von Rana Plaza stehen. Die genannten Konzerne ließen den Veranstaltern zufolge in dem eingestürzten Fabrikgebäude produzieren.

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Ein Jahr nach dem Unglück, ein Jahr nachdem die Welt einen Moment lang entsetzt auf Bangladesch blickte, hat sich die Textilindustrie im Kleinen ein wenig verändert. 46 Überlebende des Unglücks haben in der Fabrik Oporajeo (Die Unbesiegten) neue Arbeit gefunden, um ihre Familien weiter unterstützen zu können. Die gemeinnützige Taschenfabrik wird als Genossenschaft geführt und setzt sich für die zahlreichen Verletzten ein.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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