Süddeutsche Zeitung

Ein Anruf beim...:Rasen-Anmaler

Bill Schaffer war den Anblick von trockenen, braunen Wiesen in Kalifornien satt. Also begann er, Rasen künstlich grün zu färben. Nun kann er sich vor Aufträgen gar nicht mehr retten.

Von Johannes Kuhn

Grüne Wiesen sind im dürregeplagten Kalifornien seit Wochen Mangelware. Gut, dass es Bill Schaffer gibt, den Rasenmaler aus Dixon bei Sacramento: Der 39-Jährige malt mit seiner Firma "Brown Lawn Green" verdorrte Rasenflächen grün an.

SZ: Herr Schaffer, wie läuft das Geschäft?

Schaffer: Blendend! Vor ein paar Monaten hatte ich die Idee, seit Mai operieren wir und bald expandieren wir nach Los Angeles. Wir haben sechs Mitarbeiter und färben 30 bis 40 Rasen pro Woche.

Wie wird man zum Rasenmaler?

Eigentlich habe ich eine kleine Umzugs- und eine Reparaturfirma, mit Gärtnern hatte ich nichts am Hut. Doch Anfang März war ich mit meiner Freundin im Skigebiet Lake Tahoe. Es lag kein Schnee, alle Wiesen waren braun und vertrocknet. Ich meinte im Scherz zu ihr: "Dieses Jahr werden eine Menge Menschen ihren Rasen grün anmalen müssen."

Sie hatten offensichtlich recht.

Ja, der Gedanke ließ mich nicht mehr los, ich recherchierte und fand heraus, dass Golfplatzbetreiber schon seit Jahren färben lassen. Also kaufte ich einen Lkw und legte los. Erst ein, zwei Grünflächen pro Tag, dann fünf bis sechs.

Sie scheinen kein Mensch zu sein, der Zeit verliert.

Ja, wenn wir zu Ihnen nach Hause kommen, sind wir in der Regel auch innerhalb einer Stunde wieder weg. Ich habe ein Sprühgerät entworfen, das sehr effektiv ist - für 100 Quadratmeter Rasen brauchen wir nicht einmal 25 Minuten. Dann noch eine Stunde trocknen lassen, fertig. Die Farbe hält zwei bis drei Monate, je nachdem, wie oft sie bewässern und mähen.

Das klingt so künstlich wie Hollywood.

Moment, die Farbe ist einhundert Prozent biologisch abbaubar und zieht auch bei Regen nicht in den Boden ein! Sie könnten sie essen, wenn Sie das wollen würden.

Ist gefärbter Rasen in Kalifornien akzeptiert?

Oh ja, wir haben Kunden aus allen Bereichen. Geschäfte, Restaurants, Kirchen, Krankenhäuser. Immobilienmakler, die ihr Objekt nicht durch einen braunen Vorgarten entwerten wollen. Bei Privatleuten leisten es sich eher die Luxuskunden, die große Gärten haben und nicht auf die grüne Farbe verzichten wollen.

Haben Sie schon einmal verfärbt?

Wir nicht, aber es tummeln sich sehr viel unseriöse Firmen auf dem Markt, die mit Farbspritzpistolen und schlechten Produkten aus dem Baumarkt arbeiten. Neulich kam eine von denen auf mich zu, weil sie Mist gebaut hatte.

Was war passiert?

Sie hatten einen Rasen in Sacramento blau gefärbt. Sie haben mich gefragt, ob wir das nicht ausbessern könnten - aber bei so einem Malheur ist nichts mehr zu machen. Jetzt werden sie verklagt, habe ich gehört.

Prognosen sagen einen regenreichen kalifornischen Winter voraus . . .

Ich freue mich auf Regen!

Moment, und was ist mit dem Geschäft?

Wir sind vorbereitet und werden auch im Winter Rasenanwendungen anbieten: heizen, düngen, färben.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2015/frdu
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