Ein Anruf bei . . .:Wolfgang Kühnl, Transrapid-Käufer

Ein Anruf bei . . .: Wolfgang Kühnl, 35, ist einer von drei Geschäftsführern des Fleischwarenunternehmens Kemper Wurstwaren. Die Firma wurde 1888 gegründet, sitzt in Nortrup in Niedersachsen und hat rund 1350 Mitarbeiter.

Wolfgang Kühnl, 35, ist einer von drei Geschäftsführern des Fleischwarenunternehmens Kemper Wurstwaren. Die Firma wurde 1888 gegründet, sitzt in Nortrup in Niedersachsen und hat rund 1350 Mitarbeiter.

(Foto: Privat)

Der Wursthersteller verrät, weshalb er den letzten Transrapid ersteigert hat.

Von Peter Burghardt

Das Unternehmen Kemper aus Nortrup hat mit seinem Angebot von 200 001 Euro ein aufsehenerregendes Bieterverfahren des Bundes gewonnen, das bedeutet: Deutschlands letzter ausgemusterter Transrapid wird künftig bei einem Fleischwarenhersteller in Niedersachsen ruhen. Da ergeben sich ein paar Fragen an Wolfgang Kühnl, den Geschäftsführer.

SZ: Der Transrapid bei einem Wurst- und Fleischfabrikanten - wie passt das denn zusammen, Herr Kühnl?

Wolfgang Kühnl: Mein Urgroßvater Hermann Kemper gilt als Erfinder der Magnetschwebetechnik. Er fuhr als Kind immer mit der Bahn zur Schule und hat sich über die Geräuschemissionen dort aufgeregt. Dann studierte er in Hannover Elektrotechnik, da kam ihm der Gedanke, Züge über Magnete zum Schweben zu bringen und die Geräusche zu reduzieren. Als er dann 1927 ins väterliche Unternehmen einstieg, nützte er die finanzielle Kraft, um seine Forschung voranzutreiben, baute Versuchsstände und reichte 1934 das Patent ein. Die Grundlagen der Magnetschwebebahn und die Firma Kemper sind also auf das Engste verknüpft.

Eine Hommage an den Urgroßvater also und eine Heimkehr seiner Erfindung?

Genau, als Familie ist das natürlich besonders schön, dass wir jetzt die höchste Ausbaustufe des Transrapid dorthin zurückholen, wo alles begonnen hat. Aber wir wollen den nicht einfach bei uns hinstellen, dafür ist er ja auch ein bisschen groß.

Das heißt?

Teile sollen Konferenz- und Schulungsräume werden, da sind wir im Moment eh ein bisschen knapp. Einen Teil wollen wir der Öffentlichkeit zugänglich machen, mit Informationen über meinen Großvater und das Unternehmen. Der Transrapid soll bei uns aufs Gelände, in Nähe der Verwaltung.

Der Zug ist 75 Meter lang und 170 Tonnen schwer. Wie transportiert man den?

Ist schon ein ordentliches Monstrum, aber es gibt Spezialunternehmen für Schwertransporte. Das wird 50 000 bis 100 000 Euro kosten. Der TR 09 ist ja zum Glück in drei Sektionen aufgeteilt und kann ein bisschen abgespeckt werden. Das wird sicher ein Ereignis und ein paar Wochen dauern, bis der aus Lathen zu uns kommt.

Wann ist es so weit?

Wir müssen erst mal die Fundamente gießen, den können wir ja nicht einfach auf den Rasen stellen. Mein Ziel wäre das erste Quartal 2017.

Sind 200 001 Euro mehr als der Schrottwert? Hat niemand mehr geboten als Sie?

Da kann kein Schrotthändler mehr als 50 000 Euro geboten haben. Es wurde einfach nach Höchstgebot entschieden, es ging nicht um das schönste Konzept.

Der Transrapid sollte zwischen Münchens Zentrum und dem Flughafen fahren, stattdessen fährt er in Shanghai und wird in Deutschland verwurstet. Traurig?

Am liebsten wäre uns natürlich gewesen, wenn er irgendwo zum Einsatz gekommen wäre. Uns ging's jetzt primär darum, den vor der Verschrottung zu bewahren. Und weil wir eh Konferenzräume brauchen, ist das eine Win-win-Situation.

Der Bayerische Rundfunk witzelte: "Transrapid in Aspik".

Habe ich auch gehört, lustig. Ist ja nicht augenfällig, dass der Transrapid zu einem Fleischwarenunternehmen kommt.

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