Ein Anruf bei...:Teuflische Botschaften

Die Schweizer sind in Aufruhr: DJ Bobo will beim Eurovision Song Contest als Vampir auftreten. Nationalrat Christian Waber wollte Bobos Song verbieten lassen, da er "satanische Verse" enthalte. Ein Anruf bei dem besorgten Politiker.

Claudia Fromme

Dass DJ Bobo im Mai als Vampir beim Eurovision Song Contest in Helsinki auftreten will, damit sind nicht alle seine Landsleute einverstanden.

DJ Bobo

Der freundliche DJ Bobo? Ein Satanist?

(Foto: Foto: AP)

Der Schweizer Nationalrat Christian Waber, 59, von der Eidgenössisch-Demokratischen Union findet, dass der Song "Vampires Are Alive" satanische Verse enthält. Er wollte ihn deshalb vom Bundesrat verbieten lassen. Doch der hat seine Petition jetzt abgelehnt.

SZ: Sie haben von der Schweizer Regierung verlangt, dass der Song von DJ Bobo "zur Wahrung des öffentlichen Friedens" abgesetzt werden müsste.

Waber: Es ist nicht nur der öffentliche Friede, sondern vor allem der religiöse Friede, der gestört wird! Wir fühlen uns durch den okkulten Text in unserem religiösen Empfinden stark eingeschränkt.

SZ: Inwiefern?

Waber: In dem Lied gibt es eine Passage, die übersetzt heißt: "Genieß mit mir den Weg vom Himmel zur Hölle und verkaufe Deine Seele." Das ruft psychisch labile Menschen zum Selbstmord auf. Dazu, den Weg zwischen Himmel und Hölle zu betreten oder sich mit okkulten Praktiken zu beschäftigen. Zumindest diese Passage muss geändert werden.

SZ: Was wäre denn Ihr Vorschlag?

Waber: Als Politiker ist es nicht meine Aufgabe, Liedtexte zu entwerfen. Aber ich fände etwas in der Richtung "Der Himmel und die Hölle existieren, mache Dir Gedanken darüber, wohin Du willst" besser. Das wär eine Möglichkeit.

SZ: Das klingt ja nicht so spannend.

Waber: Es mag sein, dass ein okkulter Text erfolgreicher ist. Aber der Preis ist hoch: Man verkauft seine Seele, weil man den Materialismus über alles stellt. Es wäre ein großes Zeichen von DJ Bobo, die Sätze zu ändern und so seiner Verantwortung als Künstler nachzukommen.

SZ: Aber ist Kunst denn nicht zweckfrei?

Waber: Kunst lebt für mich davon, dass sie Verantwortung zeigt. Sie soll erfreuen und nicht destruktiv sein. Diese Grenze muss die Kunst einhalten, Zensur ist das für mich nicht. Vor allem aber ist DJ Bobo in Helsinki Vertreter der Schweiz. Es ist unverantwortlich, unser Land mit okkulten Inhalten zu repräsentieren. Wir haben in zwölf Tagen fast 50.000 Unterschriften gesammelt, ich bin also nicht allein mit meiner Meinung - auch wenn ich schon Morddrohungen bekommen habe.

SZ: DJ Bobo ist in Ihrem Land ganz oben in den Charts. Ist die Schweiz ein Hort von Satanisten?

Waber: Natürlich nicht, aber viele machen sich keine Gedanken über die Musik, die sie hören oder die Filme, die sie anschauen. Sie halten alles für großen Spaß; für uns ist es bitterer Ernst.

SZ: Himmel und Hölle werden oft in der Musik zitiert. Die Rolling Stones haben "Sympathy for the Devil" gesungen, Wolfgang Petri wollte in die "Hölle, Hölle, Hölle" ...

Waber: Ja, und wir prangern solche Texte seit mehr als 30 Jahren an. Schon bei "Highway to Hell" von AC/DC haben wir das bemängelt und bei Marilyn Mansons Liedern erst recht. Auch Harry Potter ist nicht ungefährlich. Manche Kinder nehmen die Fabelwesen mit in ihr Leben hinein. Die Folgen sind Schlafstörungen und Angstzustände.

SZ: Glauben Sie ernsthaft, dass DJ Bobo Schlafstörungen auslösen kann?

Waber: Das kann passieren, ja. Es gibt viele Negativbotschaften aus Gewaltfilmen, pornographischen Rapvideos und Fantasyromanen, die unbewusst auf uns einwirken. Am Schluss haben wir eine Kumulation teuflischer Botschaften, die definitiv psychische Schäden anrichtet.

SZ: Gegen die Schockband Lordi, die beim Contest 2006 mit "Hardrock Halleluja" gesiegt hat, ist DJ Bobo heilig. Er ruft in anderen Songs sogar zum Beten auf.

Waber: Ich bin enttäuscht von ihm, vor allem, weil er Lordi imitiert, um erfolgreicher zu sein. Seine Frau findet das auch nicht gut, das hat sie der Schweizer Illustrierten gesagt. Und das war vor unserer Petition! Ich muss aber betonen, dass wir nichts gegen DJ Bobo als Person haben.

SZ: Der Schweizer Bundesrat hat Ihr Begehr am Freitag abgelehnt. Wünschen Sie DJ Bobo nun Pech für Helsinki?

Waber: Die Bibel sagt, wir sollen Feinde segnen. In diesem Sinne wünschen wir DJ Bobo Segen von ganzem Herzen.

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