Ein Anruf bei Michael Fröhlich:Der Mann, der Hitlers Mercedes fand

Michael Fröhlich, Oldtimer-Spezialist aus Düsseldorf, hat Hitlers Mercedes entdeckt. Für ihn ist er die "Blaue Mauritius" unter den alten Autos.

Martin Zips

Es gibt Menschen, die zahlen sogar für das Auto eines Massenmörders sehr, sehr viel Geld. Im Auftrag eines russischen Milliardärs begab sich jüngst der Düsseldorfer Oldtimer-Händler Michael Fröhlich, 59, auf die Suche nach einem als verschollen geltenden Mercedes (300-Liter-Tank, Panzerglas, 18 Millimeter-Blech) von Adolf Hitler. Fröhlich fand das Auto in einer Braunschweiger Garage.

Ein Anruf bei Michael Fröhlich: 40 Liter Super auf 100 Kilometer: Fröhlich mit dem Schtonk-Fahrzeug.

40 Liter Super auf 100 Kilometer: Fröhlich mit dem Schtonk-Fahrzeug.

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Fröhlich, was halten Sie von Hitler?

Fröhlich: Ich bitte Sie! Als Berliner hab' ich doch diese verdammte Nazi-Scheiße miterlebt. Den verabscheue ich zutiefst. Aber ich handele halt seit 30 Jahren mit alten Autos. Dass ich jetzt gerade dabei bin, ausgerechnet einen Mercedes vom Hitler zu vermitteln, ist Zufall.

SZ: Vermitteln Sie ausschließlich Nazi-Karren?

Fröhlich: Nein. Ich hatte hier auch schon Wagen von Charlie Chaplin, Greta Garbo und John Lennon. Je nachdem, was so angefragt wird. Nüchtern betrachtet ist das eine völlig emotionslose Sache.

SZ: Und was ist die Blaue Mauritius auf dem Oldtimer-Markt?

Fröhlich: Zweifellos dieser tiefblaue Mercedes 770 K mit dem Kennzeichen 1A 148461, den der damalige Reichskanzler 1935 persönlich bei Mercedes-Benz bestellte. Der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt hat mir gerade versichert, dass die Transaktion nicht strafbar ist - so lange an dem Auto keine Nazi-Symbole zu sehen sind. Tatsächlich wurden alle Hakenkreuze schon vor langer Zeit entfernt.

SZ: Wie entdeckten Sie den Wagen?

Fröhlich: Meine Recherchen ergaben, dass er nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst für 2000 Reichsmark nach Österreich verkauft wurde. Anschließend landete er im Keller des "Imperial Palace" in Las Vegas. Von dort kam er nach München, in die Sammlung eines Brauerei-Milliardärs, der kürzlich starb. Seine Witwe verkaufte das Auto zusammen mit einigen anderen Nazi-Wagen, beispielsweise aus dem Besitz von Außenminister Joachim von Ribbentrop, nach Bielefeld. Der neue Besitzer, ein Privatmann, befindet sich nun dank mir in Verhandlungen mit dem russischen Milliardär. Noch ist das Geld, den Preis darf ich nicht nennen, nicht überwiesen. Öffentlich ausgestellt wurden die Wagen übrigens nie.

SZ: Was sind das für Menschen, die für so etwas Geld ausgeben? Nazis?

Fröhlich: Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber man weiß ja nie. Wenn man Milliardär ist, dann sind ein paar Millionen für so ein Stück jedenfalls nicht viel. Zumal doch jeder weiß, dass diese Autos nie mehr billiger werden. Das ist die beste Investition, die man derzeit machen kann. Obwohl: Eines ist schon interessant...

SZ: Ja?

Fröhlich: Fast jeder, der den Hitler-Mercedes gekauft hat, ist bald darauf gestorben. Hitler, der Sammler in Las Vegas, der Brauerei-Milliardär...

SZ: Na dann: Schnell weg mit dem Ding, Herr Fröhlich.

Fröhlich: Eigentlich glaube ich gar nicht an so übersinnliches Zeug.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: