Süddeutsche Zeitung

Ein Anruf bei ...:Louise Peace, die ihr Schnee-Pub loswerden will

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Das "Tan Hill Inn" im englischen North Yorkshire schaffte es mit 528 Metern sogar ins Guinnessbuch der Rekorde.

Interview von Michaela Schwinn

Hoch ist ein sehr dehnbarer Begriff. Das "Irish Pub" im nepalesischen Namche Bazar liegt auf 3440 Metern. Es ist das vermutlich höchstgelegene Pub der Welt, ganz bestimmt aber das abgelegenste. Für einen Drink muss man zwei Tage marschieren und mehrere Hängebrücken überqueren. Das "Tan Hill Inn" im englischen North Yorkshire schaffte es schon mit 528 Metern ins Guinnessbuch der Rekorde, als höchstes Pub in Großbritannien. Doch Rekord hin oder her - die Besitzerin, Louise Peace, 52, hat momentan weniger Freude am "Tan Hill Inn". Sie bietet das Pub für etwa 990 000 Euro zum Verkauf.

SZ: Frau Peace, Sie sind stolze Besitzerin eines Guinnessbuch-Pubs. Warum wollen Sie jetzt verkaufen?

Louise Peace: Ich liebe mein Tan Hill Inn, ein magischer Ort. Aber mein Mann ist in Rente und wohnt 500 Kilometer entfernt. Ich sollte öfter bei ihm sein. Und eigentlich hasse ich Pubs, und ich hasse Betrunkene.

Augen auf bei der Berufswahl.

Ja, das war eine dumme Idee. Das höchste Pub in Großbritannien steht zu Verkauf, erzählte ich meinem Mann damals aus Spaß. Zehn Minuten später kam er an und sagte, er hätte für Montag einen Besichtigungstermin vereinbart. Jetzt bin ich hier, seit zwölf Jahren. Die britische Zeitung Daily Star bezeichnete mich mal als ungehobelste Pub-Besitzerin des Landes.

Wieso das denn?

Einmal habe ich zwei Bikern, zwei mächtigen Kerlen mit Tattoos, gesagt, sie sollen zahlen und dann verschwinden, sie waren einfach zu betrunken. Aber die haben es mit Humor genommen.

So geht's bei Ihnen also zu.

Ja, das ist die Höhenkrankheit.

Höhenkrankheit bei 528 Metern?

Nein, nicht wirklich. Aber wir sind tatsächlich alle etwas verrückt. Wer würde sonst in einer Bar arbeiten, die im Winter regelmäßig zuschneit.

Da bekommt die Beschreibung "Du wirst nie wieder wegwollen" auf Ihrer Homepage eine ganz neue Bedeutung...

50 Mal wurde ich schon eingeschneit. Am Silvesterabend vor ein paar Jahren stürmte es so heftig, dass die Besucher drei Tage festsaßen.

Ist das nicht beängstigend?

Ja, wenn man mit mir eingeschneit ist, schon. Ich habe nämlich sofort alle eingeteilt. Eine Gruppe musste putzen, die andere kochen. Es waren nur zwei Angestellte da, alleine hätten wir das nicht geschafft. Die Besucher waren jedenfalls froh, als der Schneepflug kam und sie rausholte.

Was müssen Interessenten für das Pub mitbringen?

Sie müssen offen für Neues sein. Zum Beispiel sollten sie lernen, den hauseigenen Schneepflug zu fahren. Wenn sie die Straße im Winter nicht freiräumen, dann kommt auch keine Kundschaft.

Zwölf Jahre waren Sie die Besitzerin des Tan Hill Inn, sind Sie wehmütig?

Ich werde die Gäste vermissen. Es ist ein Ort, an dem reiche und arme Besucher zusammen an einem Tisch saßen. Unterschiede spielten keine Rolle. Aber noch einmal: Ich war nie eine Barfrau, und Pubs mag ich auch nicht.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2017
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