Ein Anruf bei...:Karl-Heinz Körbel

Das Gehirm des Rekord-Bundesligaspielers soll nun in 50-facher Größe für ein Museum nachgebaut werden. Für diese Ehre hat der ehemalige Fußballer gewissermaßen Albert Einstein umgegrätscht.

Interview von Michael Neudecker

"So sehen Sieger aus: Charlys Hirn kommt ins Museum!" Diese Mitteilung verschickte das Senckenberg-Naturmuseum Frankfurt am Donnerstag. Es ging um das Ergebnis eines online-Votings, in dem darüber abgestimmt wurde, wessen Gehirn das Museum in 50-facher Vergrößerung nachbauen soll, damit es begehbar wird. Dritter Platz: Jane Goodall (11,2 Prozent). Zweiter Platz: Albert Einstein (25,6 Prozent). Klarer Sieger: Karl-Heinz "Charly" Körbel, ehemaliger Bundesligaprofi bei Eintracht Frankfurt, mit sage und schreibe 56,5 Prozent.

SZ: Herr Körbel, das Senckenberg . . .

Körbel: . . . also das ist nicht zu glauben, ich red' heut nur über mein Gehirn. Das Telefon steht gar nicht mehr still, das ist ja schlimmer als zu meiner aktiven Zeit.

Naja - Sie haben sich gegen Albert Einstein durchgesetzt.

Wahnsinn. Vor vier Wochen hat mich das Innenministerium gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, da hab' ich gesagt: gut, mach ich mit. Dann hab' ich mich nicht mehr damit beschäftigt, weil ja klar war: Gegen Einstein hast du keine Chance.

Da haben Sie sich ganz schön getäuscht.

Wir haben das auf der Eintracht-Homepage draufgesetzt, und dann hat das plötzlich eine Eigendynamik entwickelt. Die Eintracht-Fans haben gesagt: Das ist wichtig für uns, endlich mal was positives, und auf Facebook wurde geschrieben: Jetzt schießen wir den Einstein ab! Und dann war das nicht mehr aufzuhalten. Überall wurde ich drauf angesprochen - wundert mich, dass meine Mutter noch nicht angerufen hat. Das ist schon eine tolle Sache, das Senckenberg-Museum ist ja ein Welt-Name. Das letzte Mal war ich da mit der Schule, und wenn ich meinem Lehrer gesagt hätte, ich bin hier irgendwann mal selber mit den Dinosauriern im Museum, der hätte mich wahrscheinlich sofort einliefern lassen.

Und was glauben Sie, wie wird Ihr Gehirn wohl aussehen?

Das weiß ich auch nicht, für mich ist das eine hochspannende Frage. Ich hab' die vom Museum ja auch gefragt: Wieso ich? Einstein war wirklich sehr schlau, ganz andere Kategorie! Aber die sagen, wenn man jahrelang nonstop in der Bundesliga und im Europapokal durchspielt, mit all den Höhen und Tiefen, dem Stress, dem Druck, dann ist das auch eine interessante Leistung.

Aber was ist mit Kopfballschäden?

Ich wusste immer genau, wann ich einen Kopfball mache und wann nicht. Ich spiel' heute noch in der Traditionsmannschaft, da mach' ich eher keinen Kopfball mehr.

Machen Sie Gehirntraining?

Ich hab' früher Halma und Dame mit meinem Opa gespielt, da bin ich gut, auch heute noch: Im Halma gewinnt keiner gegen mich. Denken üben ist wichtig, heutzutage macht ja fast alles die Maschine. Da musst du aufpassen, dass dein Gehirn nicht irgendwann ausschaut wie dein Handy.

Wie geht's jetzt weiter?

Demnächst wird ein MRT gemacht, mehr weiß ich noch nicht. Aber wenn das Ding fertig ist, lade ich Sie auch ein. Dann können Sie mal durch mein Gehirn spazieren.

Karl-Heinz Körbel

Karl-Heinz Körbel, 61, ist Rekord-Bundesligaspieler. Er bestritt 602 Partien, alle für Eintracht Frankfurt. Obwohl er als Vorstopper auflief, bekam er nie eine rote Karte. Heute ist Körbel Präsident des Frankfurter Jugendfußballclubs.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: