Ein Anruf bei...:İlknur Yıldız, Feuerwehrfrau

Ilknur Yildiz - Die erste Frauenfeuerwehr der Welt

Bei der Feuerwehr in Izmir arbeiten mehr als 1350 Feuerwehrleute, 63 von ihnen sind Frauen – unter ihnen İlknur Yıldız, 33.

(Foto: privat)

Vor zehn Jahren war sie eine der ersten Frauen bei der Feuerwehr im türkischen Izmir. Jetzt hat İlknur Yıldız ein reines Frauenteam mit aufgebaut.

Interview von Selçuk Caydi

İlknur Yıldız, 33, arbeitet als Feuerwehrfrau in Izmir, der drittgrößten Stadt der Türkei. Vor zehn Jahren war sie eine der ersten Frauen, die dort zur Feuerwehr gingen. Mittlerweile leitet sie eine eigene Abteilung - und hat nun ein rein weibliches Team mit aufgebaut.

SZ: Wieso sind Sie zur Feuerwehr gegangen?

Ilknur Yıldız: Wenn ich ehrlich sein soll, war die Arbeit als Feuerwehrfrau nicht mein Kindheitstraum. Ich habe Pädagogik studiert. Nach dem Studium war ich auf Arbeitssuche und habe gehört, dass Frauen bei der Feuerwehr in Izmir eingestellt werden. Ich habe mich gefragt: Kann ich das - und würde ich diese Arbeit lieben?

Wissen Sie, wie die Idee entstand, in Izmir auch Frauen einzusetzen?

Die Stadtverwaltung und ihr Bürgermeister, Aziz Kocaoğlu, haben ein modernes Verständnis von einer Metropole. Dazu gehört es auch, viele Bereiche für Frauen zu öffnen. Es gibt noch ein paar andere Städte, in denen das möglich ist, aber wir sind schon die großen Ausnahmen.

Wie viele Feuerwehrfrauen arbeiten in Izmir?

Als ich angefangen habe, gab es noch nicht viele Bewerbungen. Aber wenn ich mich nicht irre, wurden 2009 schon 50 Frauen aufgenommen. Heute sind es 63 - von etwa 1350 Feuerwehrleuten insgesamt.

Gibt es in der Ausbildung Unterschiede zwischen Frauen und Männern?

Nein. 2014 wurden auch Frauen in die Erdbebenteams aufgenommen, ich bin dort nun die Direktorin. Wir haben sogar ein Team aufgebaut, das nur aus Frauen besteht. Das soll in einem Katastrophenfall besonders auf die Nöte der Frauen eingehen können. Aber sonst gibt es bei uns keine Unterschiede, wir Frauen wollen das auch nicht. Wir sind genauso mutig, werden überall eingesetzt, von der Rettung bis zur Telefonzentrale.

Wie waren die Reaktionen der Männer, als auf einmal Frauen eingestellt wurden?

Erst mal waren unsere Verwandten und Freunde überrascht. Genauso wie unsere neuen Kollegen. Dann gewöhnten sie sich langsam daran. Und wir gewöhnten uns an sie. Wir mussten gegen Vorurteile ankämpfen, und dort, wo keine Frauen arbeiten, ist auch der Umgangston rauer. Aber jetzt haben wir keine solchen Probleme mehr. Wir sind ja 24 Stunden gemeinsam in Dienst. Zuerst gab es auch keine extra Ruheräume für Frauen, keine Toiletten und Duschen extra für Frauen. Da mussten wir nacheinander duschen. Das hat sich alles geändert. Jetzt geht es uns gut.

Wie reagieren die Leute, wenn sie merken, dass Frauen ein Feuer gelöscht haben?

Wir tragen ja Schutzkleidung, Helme und Gesichtsmasken. Da sieht man nicht, ob Mann oder Frau darunter steckt. Wenn wir dann unsere Helme abnehmen, sind die Leute natürlich überrascht. Kinder reden uns immer erst mit "Abi" (Bruder, die in der Türkei übliche Bezeichnung für Ältere, d. Red.) an, dann sehen sie: "Ach, du bist ja eine "Abla" (Schwester). Manchmal wollen sie sich dann mit uns fotografieren. Das machen wir natürlich. Gewöhnlich sind die Reaktionen also positiv. Wenn es mal negative Bemerkungen gibt, ignorieren wir sie, weil wir Frauen sicher sind, dass wir unsere Arbeit gut machen. Meine Kolleginnen denken genauso wie ich. Alle arbeiten mit vollem Einsatz und tun ihr Bestes.

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