Ein Anruf bei ... :Ehepaar Kamstra, das auf Weltreise in Brandenburg strandete

Wegen des trockenen Sommers lief das Hausboot Avontuur ("Abenteuer") des niederländischen Ehepaars auf Grund. Sie warten seit einem halben Jahr auf Regen.

Interview von  Magdalena Pulz

Seit 14 Jahren leben der Holländer Paul Kamstra, 74, und seine Frau Marietta, 63, auf dem 25 Meter langen und fünf Meter breiten Hausboot Avontuur (Abenteuer). Doch während des trockenen Sommers sind sie in Brandenburg gestrandet. Seitdem warten sie auf Regen.

SZ: Herr Kamstra, wie kam es, dass Sie und Ihre Frau auf ein Boot gezogen sind?

Paul Kamstra: Eigentlich war ich Maschinenbauingenieur und meine Frau Lehrerin. Wir haben uns über eine Segelzeitschrift kennengelernt. Als wir 2004 Rentner wurden, haben wir alles verkauft und uns unseren Lebenstraum erfüllt. Marietta und ich wollten schon immer mit dem Schiff um die Welt fahren. Und das haben wir dann auch gemacht.

Und wo waren Sie so?

Australien, Patagonien - nur, dass wir jetzt schon ein halbes Jahr ausgerechnet in Kienitz festsitzen, das hätten wir nicht gedacht. Aber keiner wusste, dass es den Sommer über so trocken werden würde. So ist das eben, mit dem Klimawandel.

Wie lange werden Sie dort noch bleiben?

Anfangs hatten wir ja noch gehofft, dass im Oktober oder November ein richtiger Regen kommt. Aber nichts ist passiert. Jetzt wird's wahrscheinlich März. Hoffentlich!

Was haben ihre Kinder gesagt, als sie damals einfach auf Weltreise abgehauen sind?

Die waren immer stolz auf uns.

Und jetzt vermisst die Familie sie beide nicht?

Ob man jetzt in Australien ist oder in Kienitz festsitzt, macht keinen Unterschied für die Familie in Holland. Und wir kommen sie ja auch oft besuchen. Geburten werden immer in Holland gefeiert. Und manchmal kommen uns auch unsere sieben Enkelkinder auf unserem mehr als hundert Jahre alten Boot besuchen.

Wie vertreibt man sich die Zeit auf einem Schiff, das nicht fährt?

Mit Ausflügen, lesen und unseren Hobbies. Platz haben wir ja, 120 Quadratmeter. Wir machen Kunst und Werkzeuge aller Art. Wie normale Rentner auch. Nur, dass andere vielleicht nicht auf dem Wasser leben, aber die lassen ja auch nur dreimal täglich ihren Hund raus - und das war's.

Was machen Sie an Weihnachten?

Wahrscheinlich fahren wir nach Holland.

Mit welchem Verkehrsmittel?

Zug! Der ist billig und gut. Und besser für das Klima.

Könnten Sie sich denn vorstellen, das Schiff irgendwann ganz stehen zu lassen?

Nein, niemals. Ich bin 100 Prozent sicher, dass bald wieder Wasser kommt. Und für uns wäre es unmöglich in einem Steinhaus zu leben - mit festen Nachbarn und so. Das Wichtigste ist und bleibt nämlich: die Freiheit.

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