Türkei:39 Tote bei Angriff auf Nachtklub in Istanbul - Täter auf der Flucht

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  • Bewaffneter dringt in Istanbuler Nachtklub ein: Mindestens 39 Menschen sterben, 69 weitere werden verletzt.
  • Präsident Erdoğan bezeichnete die Tat als Terroranschlag.
  • Bislang hat sich niemand zu dem Attentat bekannt, der Täter ist noch immer auf der Flucht.
  • Unter den Toten sollen mindestens 15 Ausländer sein, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, war zunächst nicht bekannt.

Nicht einmal zwei Stunden ist das neue Jahr alt, da fallen in einem Nachtklub in Istanbul tödliche Schüsse. Mindestens 39 Menschen sterben, 69 weitere werden verletzt. Präsident Recep Tayyip Erdoğan und die türkischen Behörden sprechen von einem Terroranschlag, doch wer der Täter ist, ist auch am Sonntagnachmittag noch völlig unklar. Die Verantwortung übernahm zunächst niemand.

Ein als Weihnachtsmann verkleideter Angreifer drang Medienberichten zufolge gegen 1:45 Uhr Ortszeit in den noblen Klub "Reina" am Ufer des Bosporus, im Norden der Istanbuler Innenstadt, ein und schoss um sich. Entgegen erster Meldungen gab es offenbar keinen zweiten Täter. Aus dem türkischen Innenministerium heißt es, es laufe eine Großfahndung nach dem Mann.

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"Plötzlich war alles Chaos"

Der Nachtklub ist bei Touristen sowie bei der Istanbuler Oberschicht sehr beliebt. Zum Zeitpunkt der Attacke befanden sich etwa 600 Menschen dort. Der Angreifer habe sich Zugang mit einer langläufigen Waffe verschafft, indem er am Eingang einen Polizisten und einen Zivilisten erschossen habe, sagte Istanbuls Gouverneur. Einige Gäste waren in den Bosporus gesprungen, um dem Angriff zu entkommen, berichteten Augenzeugen. Sie seien von Polizisten gerettet worden.

"Wir waren gekommen, um einen schönen Abend zu verbringen, doch plötzlich war alles Chaos - eine Nacht des Horrors", sagt Maximilien, ein italienischer Tourist, der wie viele andere Ausländer die Neujahrsnacht in dem ebenso spektakulär gelegenen wie teuren Club verbracht hatte. Eine Augenzeugin sagte, ihr Partner sei verletzt worden, schwebe aber nicht in Lebensgefahr. "Bevor ich verstand, was los ist, fiel mein Mann auf mich", sagte sie der Nachrichtenagentur AP. "Ich musste mehrere auf mir liegende Körper entfernen, um herauszukommen."

"Links waren Schüsse zu hören, also rannten wir nach rechts", berichtet der Profifußballer Sefa Boydas vom Istanbuler Club Beylerbeyi. Mehrere Frauen seien in Ohnmacht gefallen, auch eine seiner Begleiterinnen. "Ich habe sie auf den Rücken genommen und bin sofort gerannt. In solchen Momenten wartet man nicht."

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600 Menschen feierten im "Reina", als der Angreifer das Feuer eröffnete. Der Täter ist noch auf der Flucht.

Keine Informationen über deutsche Opfer

Der türkische Gesundheitsminister Recep Akdag sagte am Sonntag, 65 Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt. Vier davon seien schwer verletzt. Bislang seien 20 Tote identifiziert, sagte Innenminister Süleyman Soylu. Darunter seien 15 Ausländer und fünf Türken. Die Identität der anderen Toten sei noch unklar.

Saudis, Marokkaner, Libanesen und Libyer seien unter den Toten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Nach Angaben von israelischen Medien wurde außerdem eine junge Israelin Opfer des Angriffs. Ob sich auch Deutsche unter den Opfern befinden, war zunächst unklar.

"Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht sagen, ob auch Deutsche betroffen sind", hieß es am Neujahrsmorgen aus dem Auswärtigen Amt. Das Ministerium bemühe sich mit Hochdruck um Aufklärung und stehe dazu in engem Kontakt mit den türkischen Behörden. "Wir sind tief bestürzt und trauern mit den Menschen in #Istanbul", twitterte das Auswärtige Amt. Es empfahl Reisenden, vorerst in ihren Hotels und Unterkünften zu bleiben und die weitere Entwicklung in den Medien zu verfolgen.

Reihe von Anschlägen in der Türkei im Jahr 2016

Das "Reina" befindet sich unweit von einem Fußballstadion, in dessen Nähe Mitte Dezember bei einem anderen Anschlag Dutzende Menschen in den Tod gerissen worden waren. Die Silvesternacht in Istanbul war unter starkem Sicherheitsaufgebot gefeiert worden. 17 000 Polizisten waren im Einsatz.

In der Türkei sind im vergangenen Jahr mehrere Anschläge verübt worden . Im Dezember starb der russische Botschafter Andrej Karlow bei einem Attentat in Ankara. Im Juni hatte ein Selbstmordanschlag auf dem Istanbuler Flughafen 45 Todesopfer gefordert. In den beiden Metropolen Istanbul und Ankara starben 2016 insgesamt 180 Menschen durch terroristische Anschläge.

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© SZ.de/joku/dpa/AFP/rtr/lkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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