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Eike Immel im Gespräch:Badewannensänger mit Stollen an den Füßen

Er springt, er kickt, er fällt. Dann singt er. Wie seine eigene CD hieß, weiß er heute allerdings nicht mehr. Ein Anruf bei Ex-Nationaltorwart Eike Immel.

Philipp Crone

So steil seine Karriere als Fußballtorwart war, so steil ging es danach mit Eike Immel auch bergab. Mit 17 debütiere er in der Bundesliga und kam bis 1996 auf 534 Einsätze, er war mit 19 der bis dahin jüngste Nationaltorwart und spielte 19Mal für Deutschland. Nach der aktiven Zeit folgten misslungene Immobiliengeschäfte, das TV-"Dschungelcamp", Arbeitslosigkeit und zuletzt der Vorwurf des Drogenmissbrauchs. Jetzt, mit 49, geht es wieder bergauf.

SZ: Herr Immel, wie läuft denn Ihr CD-Projekt?

Immel: Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Es war die Idee von einem Freund aus meiner Torwartschule, dieses Album rauszubringen. Die CD hieß ... wie hieß sie noch gleich?

SZ: "Meine andere Seite"

Immel: Ach ja, stimmt. Aber ich habe mich da kaum drum gekümmert, keine Werbung, kein Auftritt. Käme ja auch nicht wirklich gut an, Schlagerlieder auf der Bühne zu präsentieren, wenn man selbst unter einer Hüftarthrose leidet.

SZ: Da kann man sich doch operieren lassen.

Immel: Ja, aber ich denke mir immer, dass das auch so geht. Ich habe zwar permanent Schmerzen, kann aber schlafen. Seit zwei Jahren will ich mich eigentlich operieren lassen - ganz sicher im neuen Jahr.

SZ: Als Sie 2008 im "Dschungelcamp" des Privatfernsehens auftauchten, hieß es: Der braucht Geld für die Operation.

Immel: So ein Quatsch. Erstens bin ich krankenversichert. Und als das Gerücht aufkam, haben mich sofort 15 Ärzte angerufen und gesagt: Wir machen das für dich umsonst.

SZ: Warum haben Sie sich dann das Dschungelcamp angetan?

Immel: Das ist eine gute Frage. Natürlich bin ich auch wegen des Geldes da hingegangen. Und ich hatte einfach eine lange Zeit nichts zu tun, war lethargisch. Da war alles besser als nur zu Hause auf dem Sofa zu sitzen und zu warten.

SZ: Sehen Sie den Auftritt im Nachhinein als Fehler?

Immel: Naja, ich habe mir dann die nächste Staffel angesehen und fand sie total doof. Da kommen zehn Verlierertypen hin und glauben, sie wären der Nabel der Welt. Manche wollen sich ein neues Image aufbauen. Ich wollte nichts erreichen. Es war für mich wirklich auch eine sportliche Herausforderung. Ich dachte mir bei den Prüfungen: ,Du warst Nationaltorwart. Das kann ja nicht sein, dass du das jetzt nicht schaffst.' Und dann war ich auch manchmal ein bisschen stolz danach, zum Beispiel nach der Prüfung mit den Ratten. Ich habe eigentlich eine Riesenangst vor Ratten.

SZ: Würden Sie so etwas noch einmal machen?

Immel: Ja, mit dem Geld kann ich ja meine Schulden abbezahlen.

SZ: Herr Immel, Ihnen wurde vorgeworfen, von einem Dealer Kokain gekauft zu haben.

Immel: Das ist ein schwebendes Verfahren. Dazu kann ich nur sagen, dass ich davon ausgehe, dass die ganze Sache im Sande verläuft. Bald gibt es dann wohl wieder bessere Nachrichten.

SZ: Ja?

Immel: Ja, denn ich werde im Januar wohl einen neuen Job als Fußball-Scout haben. Es gibt drei Superangebote aus dem Ausland, eines davon aus der englischen Premiere League. Darauf freue ich mich mächtig. Das kann man auch mit Hüftarthrose machen.

SZ: Vielleicht von Manchester City, wo Sie ja auch gespielt haben?

Immel: Moment. Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, deshalb kann ich dazu auch noch nichts sagen. Ich gehe aber davon aus, dass das klappt.

SZ: Das wird dann wohl zu Lasten Ihrer Musiker-Karriere gehen.

Immel: Das macht nichts. Denn ich bin ja eigentlich kein richtiger Sänger, nur einer, der im Auto und in der Badewanne singt. Ich glaube, ich sollte doch lieber bei dem bleiben, was ich kann. Und das ist nun mal der Fußball.

Interview: Philipp Crone

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Quelle:
SZ vom 30.12.2009/abis
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