SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Rettung der Eichhörnchen

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(Foto: Wilfried Marti/Imago/ImageBroker/Wilfried Marti)

In Münster wollen drei Politiker Eichhörnchen mit Brücken helfen. Ohne Erfolg, den Tieren scheint es in der Stadt einfach zu gut zu gehen.

Von Jana Stegemann

"Gullyver" eroberte im Juli 2011 nicht nur die Herzen der Menschen in Hamburg. Das Bild des in einem Gullydeckel stecken gebliebenen Eichhörnchens schaffte es landesweit in die Medien. Die Geschichte des tierischen Shootingstars hatte alles - bis auf ein Happy End. Wohl aus lauter Schreck über seine Rettung starb "Gullyver" einige Stunden später. Kein Einzelfall, ein Jahr später erging es einem niedersächsischen Nager genauso. Münchens "Olivio" überlebte seine Rettung 2017 nur knapp; die damalige Betreiberin des 24-Stunden-Eichhörnchen-Notruf-Telefons in München päppelte ihn jedoch wieder auf; "Olivio", benannt nach dem Olivenöl, mit dessen Hilfe man ihn befreit hatte, fand obendrein noch eine Freundin.

In Münster haben mindestens drei Politiker wohl diese dramatischen Geschichten verfolgt - und deswegen das Errichten einer Konstruktion beantragt, die verhindern soll, dass Eichhörnchen auch nur in die Nähe gefährlicher Gullydeckel kommen. In der schönsten Stadt des Münsterlandes - sonst eher als Radfahrerparadies und für einen in ein Tretboot verliebten Trauerschwan bekannt - forderten ein Parteiloser und Vertreter der ÖDP und einer Satirepartei "Eichhörnchenbrücken" - dicke Seile, die über Straßen hinweg von Baum zu Baum gespannt werden, damit die Tierchen gefahrlos hinüberklettern können. Auf diesem Wege soll, so stand es im Antrag, die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Eichhörnchen reduziert werden; zudem hätten die Hangelbrücken eine "Strahlkraft weit über die Region hinaus".

Nun ja, ein Vorreiter wäre Münster damit nicht, selbst Berlin hat eine Eichhörnchenbrücke. Und zusätzliche PR braucht die Stadt auch eher nicht. Das sah die Stadtverwaltung genauso und schmetterte den Antrag nicht nur ab, sie verkündete auch, dass sich die Eichhörnchen in der Stadt "aufgrund des guten Nahrungsangebotes" in den vergangenen Jahren sogar vermehrt hätten. Aber vielleicht ist ja das die simple Lösung zumindest des Gullydeckelproblems: Eichhörnchen, die sich ordentlich Speck angefuttert haben, sind schlicht zu dick, um in den Löchern stecken zu bleiben.

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