Schwarze Knopfaugen, putzige Pfötchen, plüschiger Schwanz: Eichhörnchen sammeln bei den meisten Menschen allein aufgrund ihres Aussehens fast so viele Sympathiepunkte, wie sie selbst Nüsse und Samen horten. Doch das Eichhörnchen galt immer auch als mysteriöse, zwiespältige Figur. Die deutsche Redensart „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ stammt wohl daher, dass die einheimischen rötlich gefärbten Eichhörnchen so übernatürlich schnell herumflitzen und kopfüber an Bäumen klettern können.
Es geht hier aber nicht mit dem Teufel zu, der Körper des Eichhörnchens ist nur verflucht gut für das Leben in Bäumen optimiert. Die Tiere haben kräftige Finger und Zehen mit langen Krallen, mit denen sie sich perfekt an Rinden festhalten können. Über den ganzen Körper verteilt besitzen sie Sinneshaare, mit denen sie Entfernungen zu anderen Ästen erfühlen. Die kräftigen Hinterbeine und der lange Schwanz helfen den Tieren, bei ihren akrobatischen Sprüngen die Balance zu halten. Ihr Leben verbringen sie hauptsächlich hoch über der Erde, wo sie vor Feinden sicher sind. Doch in letzter Zeit beobachten Tierschützer ein seltsames Phänomen: Immer öfter fallen Eichhörnchen entkräftet von Bäumen und bleiben dehydriert auf dem Boden liegen.
Die anhaltende Trockenheit seit Beginn des Jahres macht auch den Eichhörnchen zu schaffen. Wie andere Wildtiere trinken sie normalerweise aus Pfützen, Teichen und Bächen, aber derzeit finden sie kaum noch Wasser. Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes hat es deutschlandweit seit 1931 noch nie so wenig geregnet wie von Anfang Februar bis Mitte April 2025. „Es ist dramatisch – bei den Hörnchen ist der langsame Beginn des Aussterbens da“, sagte die Vorsitzende der Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg, Tanya Lenn, der Nachrichtenagentur dpa. Lenn pflegt mit ihrem Verein geschwächte und kranke Eichhörnchen in einer Auffangstation in Teltow bei Berlin.
Nun ist es nicht so, dass es massenweise Eichhörnchen regnet. Und nach Angaben der Deutschen Wildtierstiftung ist das Eurasische Eichhörnchen in Europa bislang nicht vom Aussterben bedroht. Doch es steht fest, dass Klimawandel, Grünflächenschwund und Baumfällungen den Tieren zu schaffen machen. Wärmere Winter führen dazu, dass die Nagetiere kaum noch Winterruhe halten. Der Verlust von alten Laub-, Nadel- und Mischwäldern kann zu einem Rückgang der Bestände beitragen. In sterilen Schottergärten finden Eichhörnchen keine Nahrung. Mähroboter sind für Hörnchen, Igel und andere kleine Wildtiere todbringende Schredder-Monster. Dazu kommen noch 15 Millionen Hauskatzen, in Deutschland die größte Gefahr für die umtriebigen Nussverbuddler.
Die Männchen verpennen die Paarungszeit
Klimaveränderungen machen Hörnchen auch in anderen Weltregionen Probleme. Bei arktischen Erdhörnchen haben Wissenschaftler beobachtet, dass die Weibchen wegen steigender Temperaturen immer früher aus dem Winterschlaf aufwachen, während die Männchen wie üblich bis ins Frühjahr hinein schnarchen – und so die Paarungszeit verpennen. In Deutschland verschieben sich Vegetationsperioden: Haselnüsse sind normalerweise im September und Oktober reif, in besonders warmen und trockenen Jahren fallen sie aber schon im August vom Baum, und dann ist im Herbst nichts mehr übrig für die Eichhörnchen zum Verstecken.
Tierschützer plädieren deshalb dafür, Eichhörnchen das ganze Jahr über mit Nüssen und Samen zu füttern und ihnen auch Wasser hinzustellen. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Koniferen-Samen, Bucheckern, Eicheln und Haselnüssen, ab und zu fressen sie auch Beeren, Pilze und Früchte. Reine Vegetarier sind sie aber nicht: Manchmal klauen die niedlichen Nager Vogeleier aus Nestern, um sie zu verspeisen. Das Eichhörnchen ist also doch nicht ganz so harmlos, wie es aussieht.