Ehepaar baut Burg in Garten:"Ich bin 76. Da muss ich jede Minute nützen"

Ein Holzschuppen für Rasenmäher und Saatgut? Oder ein Klettergerüst für die Enkel? Nichts davon käme den Schönewolfs aus Dudweiler bei Saarbrücken in den Garten. Seit 1975 bauen Hildegard und Heinz an einer Ritterburg - mit gigantischen Ausmaßen.

Titus Arnu

"My home is my castle": Für Heinz und Hildegard Schönewolf gilt dieses Motto tatsächlich. Das Ehepaar hat sich eine 15 Meter hohe Ritterburg in den Garten gestellt. Von ihrem Wohnhaus in Dudweiler bei Saarbrücken blicken die Schönewolfs auf Zinnen, Erker und fahnengeschmückte Türme. Demnächst soll die Privatburg fertig sein - nach fast 40 Jahren Bauzeit.

Ritterburg im Saarland

Hildegard und Heinz Schönewolf vor ihrer heimischen Ritterburg. Fünfeinhalb Tonnen Zement haben sie dafür verbaut und 50 000 Euro ausgegeben.

(Foto: dpa)

SZ: Hallo Frau Schönewolf, ist Ihr Mann da? Oder ist er gerade am Bauen?

Hildegard Schönewolf: Natürlich ist der am Bauen. Der ist immer am Bauen. Was will man machen? Moment, ich rufe ihn. Er ist drüben in der Burg. Heinz! Ha-Heinz!

SZ: Hallo Herr Schönewolf. Tut mir leid, dass wir stören, Sie haben sicher zu tun.

Heinz Schönewolf: Ja, ich habe immer zu tun. Gerade habe ich Speis angemacht ...

SZ: Speis angemacht?

Schönewolf: Mörtel angemischt. Ich habe nicht lange Zeit, sonst wird das Zeug hart. Die Burg soll bald fertig werden, ich bin ja schon 76. Da muss ich jede Minute nützen. Es gibt noch viel zu tun.

SZ: Auf Fotos sieht die Burg aber schon ziemlich vollendet aus, was fehlt denn noch?

Schönewolf: Na ja, ich baue schon seit 1975, aber sie ist erst zu 80 Prozent fertig. Ich habe mehrere Türme gebaut, eine Jägerklause mit Eckbank und offenem Kamin, eine Kapelle, Wendeltreppen mit 100 Stufen. Die Krönung fehlt aber noch: der Hauptturm.

SZ: Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine Burg auf Ihr Grundstück zu bauen?

Schönewolf: Eigentlich wollte ich nur eine Garage bauen. Unser Grundstück liegt am Hang, und das ausgebaggerte Erdreich häufte sich zu einem riesigen Berg an. Das Bauamt verlangte, dass der Hang abgestützt werden muss. Eine hässliche Betonwand wollte ich nicht, also fing ich an zu mauern.

SZ: Sie müssen handwerklich begabt sein.

Schönewolf: Ich habe 30 Jahre in der Stadtverwaltung gearbeitet. Eigentlich bin ich gelernter Maurer. Mir macht Mauern Spaß, aber meine Frau war anfangs nicht begeistert.

SZ: Wieso nicht?

Schönewolf: Sie meinte, das sehe aus wie die DDR-Mauer. Um die Stützmauer zu verschönern, habe ich dann Nischen freigelassen und Blumen reingestellt. So wurde nach und nach eine Burg daraus. Die Baupolizei war neulich zum ersten Mal da, nach 37 Jahren - und hatte nichts einzuwenden.

SZ: Woher kommt Ihre Begeisterung fürs Mittelalter?

Schönewolf: Ich bin in Felsberg in Nordhessen aufgewachsen, dort gibt es auch eine Burg. Wir waren als Kinder oft dort. Meine ersten Lieder auf der Trompete habe ich auch dort gespielt. Die Musik war immer mein zweites Hobby, nach dem Mauern. Mit der Musik habe ich gerade aufgehört, mit dem Mauern kann ich noch nicht aufhören.

SZ: Warum?

Schönewolf: Ich habe fünfeinhalb Tonnen Zement verbaut und 50.000 Euro ausgegeben. Da höre ich doch nicht kurz vor dem Ziel auf! Auch wenn die Bandscheiben wehtun.

SZ: Wer wird Burgherr sein, wenn Sie mal nicht mehr da sind? Gibt es einen Erben?

Schönewolf: Ich habe zwei Söhne und sieben Enkel, aber bis jetzt hat sich noch keiner gemeldet, der die Burg übernehmen will.

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