Edelprostituierte:3000 Dollar pro Stunde

Eine amerikanische Dokumentation zeigt, dass das Geschäft mit Edelprostitution boomt - und mehr Menschen die Dienste in Anspruch nehmen, als man glaubt.

Jürgen Schmieder

Für Dennis Hof ist es ein einfaches Geschäft: "Mit dem Internet ist es Online-Shopping. Man wählt gemäß seinen Vorstellungen aus und bekommt es innerhalb kürzester Zeit geliefert." Hof spricht nicht über Bücher oder T-Shirts, die da per Express geliefert werden - er redet von Frauen. Er ist der Besitzer der "Moonlight Bunny Ranch", eines Etablissements, das vom Magazin Penthouse als "bestes Bordell der westlichen Welt" bezeichnet wird.

Ashley Dupre

Eliot Spitzer gab für die Dienste von Ashley Dupré 4300 Dollar aus.

(Foto: Foto: AFP)

Es geht um Prostitution und andere Formen der käuflichen Liebe, um Erpressung und Gigolos - und damit um ein Thema, das es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht geben darf und deshalb oft totgeschwiegen wird. Wenn aber Prominente oder Politker verwickelt sind, dann kommen Details heraus. Der Fall des amerikanischen Gouverneurs Eliot Spitzer etwa, der für eine Prostituierte 4300 Dollar zahlte. Michel Friedman, der sich mit mehreren Damen vergnügt haben soll.

Dann wird hinterfragt, was sich da eigentlich tut bei den Reichen und Mächtigen dieser Welt. Denn in diesen Fällen spielt sich die käufliche Lust und Erpressung nicht auf schmutzigen Straßen oder in schmuddeligen Stundenhotels ab, sondern in Gourmet-Restaurants und Luxus-Domizilen.

Mehr als 500.000 Dollar pro Jahr

Brooke Taylor möchte deshalb auch nicht als Prostituierte bezeichnet werden, sondern als Begleiterin. "Es geht nicht nur darum, auf dem Rücken zu liegen oder akrobatische Dinge im Bett zu veranstalten. Wir führen interessante Diskussionen, das ist der Unterschied und das bringt auch das Geld", sagte sie in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC. Taylor hat einen College-Abschluss, verfügt über eine gute Allgemeinbildung und hervorragende Manieren.

Nur 20 Prozent der Zeit würde die Frauen mit ihren Klienten im Schlafzimmer verbringen. Man nennt diese Art Geschäft "Girlfriend Experience" - der Kunde bezahlt also nicht für Sex, sondern für eine Freundin auf Zeit. Man verabredet sich zum Essen, man geht ins Kino, man führt die Begleiterin bei Freunden und Geschäftskunden vor. Das Szenario erinnert ein wenig an den Film "Pretty Woman" - nur dass die Begleiterinnen nicht so schnoddrig daherkommen wie Julia Roberts, sondern sich wie gebildete Damen benehmen sollen.

Das schätzen die Kunden, und es hat auch seinen Preis. 3000 Dollar verdient Taylor in ihrem Beruf. Pro Stunde. Und ihr Terminkalender ist voll. Im vergangenen Jahr hat Taylor so mehr als 500.000 Dollar verdient. "Ich bin eine Geschäftsfrau und verkaufe das Wertvollste, was ich habe, nämlich mich", sagt sie. In wenigen Jahren kann sie sich zur Ruhe setzen.

3000 Dollar pro Stunde

Wenn sich die erste Empörung bei den prominenten Fällen gelegt hat, dann stellt sich meist die Einzelfall-Theorie ein. Spitzer oder auch Friedman, das sind Außnahmen. Denkt man. Eine Dokumentation des Fernsehsenders CNBC zeigt nun, dass es sich bei den bekannten Fällen um die Spitze eines Eisberges handelt, der weiter in die Tiefen dieser Welt hineinragt, als man es bisher zu glauben wagte. "Dirty Money" heißt der Film und erläutert, was üblich ist im Gewerbe der sogenannten High Dollar Hotties.

Ashley Dupre

Ein Leben im Luxus: Ashley Dupré auf einer Jacht - finanziert von mächtigen und reichen Männern.

(Foto: Foto: AFP)

Zuerst die Zahlen: Mehr als ein Drittel der vermögenden Amerikaner nehmen die Dienste von Begleitservice-Agenturen in Anspruch, heißt es in der Dokumentation. Einer wie Spitzer, zu der Zeit immerhin Gouverneur des Bundesstaates New York, sei da ein eher unbedeutender Kunde. Er habe für sein Treffen mit Ashley Dupré gerade einmal 4300 Dollar bezahlt. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass manche Frauen angeben, Männer würden für einen Vier-Tages-Trip inklusive First-Class-Flug, Hotelsuite und Geschenken mehr als 25.000 Dollar hinblättern.

Eine zweite Theorie bei prominenten Fällen ist, dass die professionellen Begleiterinnen Frauen aus zerrüttetem sozialen Umfeld sind, die aus Geldnot in diese Welt hineingeraten. Im Fall von Eliot Spitzer und Ashley Dupré gab die Begleiterin auf ihrer MySpace-Seite an, als Kind missbraucht worden zu sein und Drogen konsumiert zu haben.

Jodie Gibson führte 13 Jahre lang eine Eskort-Service-Agentur und veröffentlichte kürzlich das Buch "Secrets of a Hollywood Super Madam". Sie widerspricht den Klischees über die Callgirls: "In meiner Agentur gab es Playboy-Playmates und Schauspielerinnen, die nebenbei viel Geld verdienen wollten." Auch Gibson spricht bei den Honoraren für die Dienste von nicht weniger als 2000 Dollar pro Stunde. Es sei ein normales Geschäft, auch Gewissensbisse seien fehl am Platz. "Natürlich ist es leichter, wenn der Kunde Single ist. Aber jeder muss selbst wissen, was er tut", sagt sie.

Das Geschäft der High Dollar Hotties

Bleibt die Frage, wer sich das leisten kann. 4000 Dollar für eine Stunde mit einem High Dollar Hottie. Oder 25.000 Dollar für vier Tage. "Die meisten meiner Klienten sind auf dem Level von Eliot Spitzer oder darüber", sagte Natalie McClinnon in einem Interview mit NBC. Sie arbeitet ebenfalls als professionelle Begleiterin. "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass gerade die Menschen in Regierungskreisen denken, dass sie über dem Gesetz stehen", sagt sie. Rechnungen wurden nicht in bar bezahlt, sondern mit der privaten Kreditkarte oder der des Unternehmens, für das sie arbeiteten.

In der Tat haben die Freier nicht viel zu befürchten. Prostitution wird toleriert, Spitzer etwa flog durch die Ermittlungen der amerikanischen Steuerbehörde auf. Es gab nie eine Anklage wegen Inanspruchnahme von Prostitution. Es ist eben, gerade im Fall der High Dollar Hotties, ein Geschäft. Ein Geschäft, über das man nicht spricht und bei dem man einfach per Mausklick im Internet bestellt.

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