Süddeutsche Zeitung

Durchsuchungen in Berlin:Polizist soll Drogenhändler gewarnt haben

  • In Berlin ermittelt das LKA wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen an einen oder mehrere Beamte.
  • Ein Polizeibeamter wurde festgenommen. Er soll laut Staatsanwaltschaft mit Wirten in Berlin-Wedding vereinbart haben, sie gegen Geld vor bevorstehenden Kontrollen durch Polizei-, Zoll- und Steuerbehörden sowie Bezirksamt zu warnen.
  • Offenbar wurden am Freitagmorgen 20 Objekte durchsucht und Mobiltelefone und Bargeld sichergestellt.

Wegen des Verdachts der Korruption gegen Polizisten hat es in Berlin am Freitagmorgen mehrere Durchsuchungen gegeben. Ein Beamter soll mutmaßliche Drogenhändler gewarnt haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin mit. Ermittler des LKA hätten drei Personen festgenommen, unter ihnen der 39-jährige Polizist. Ihm wird gewerbsmäßige Bestechlichkeit, Verletzung von Dienstgeheimnissen und Beteiligung am Betäubungsmittelhandel vorgeworfen. Zuerst hatte die Zeitung Die Welt über angebliche Schmiergeldzahlungen an mehrere Beamte berichtet. Demnach wurden 20 Objekte durchsucht.

Der Polizeibeamte soll laut Staatsanwaltschaft mit den mitbeschuldigten Betreibern mehrerer Gaststätten in Berlin-Wedding vereinbart haben, sie vor bevorstehenden Kontrollen durch Polizei-, Zoll- und Steuerbehörden sowie Bezirksamt zu warnen. Als Gegenleistung soll er regelmäßig Geldbeträge in Höhe von bis zu 3000 Euro erhalten haben. Zudem soll der Mann den Lagerraum eines von ihm geleiteten Pokerclubs in Berlin-Pankow für die Lagerung von Betäubungsmitteln zur Verfügung gestellt haben.

An dem Einsatz waren am Freitag 50 Beamte beteiligt. Es seien diverse Beweise wie Mobiltelefone und Bargeld sichergestellt worden, hieß es. Wegen der Bewaffnung der Beschuldigten seien Spezialkräfte im Einsatz gewesen. Tom Schreiber, Innenexperte der Berliner SPD-Fraktion, schrieb auf Twitter: "Ein Markenkern der #Organisierten #Kriminalität ist, dass diese auf allen gesellschaftlich relevanten Ebenen vernetzt ist. Leider auch bei der #Korruption in Behörden. Darüber spricht man nicht gerne, aber so läuft's."

Der Vorfall ist ein weiteres unrühmliches Detail in einer langen Kette von Skandalen bei der Berliner Polizei: Im November hatte es Gerüchte gegeben, die Polizeiakademie in der Hauptstadt werde gezielt von arabischen Verbrecherbanden unterwandert. Zuvor hatte der Einsatz Berliner Beamten beim G-20-Gipfel in Hamburg für Aufsehen gesorgt. Damals wurden drei Hundertschaften vorzeitig aus dem Einsatz entlassen, weil sich einige Beamte beim Feiern danebenbenommen haben sollen.

Im Frühjahr 2017 zeigten Polizeischüler zwei Mitschüler an, die mit Drogen gedealt haben sollen. Ein anderer Polizei-Azubi soll Diebesgut verkauft haben und wurde wegen des Verdachts auf Hehlerei suspendiert. Immer wieder gibt es aber auch Klagen von den Berliner Beamten selbst: Ihre Besoldung ist die niedrigste in ganz Deutschland, zudem beschweren sie sich regelmäßig über Personalmangel und schlechte Ausstattung.

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