Düsseldorf:Sexualmord beinahe übersehen - Klempner gesteht

  • Vor vier Wochen wird in Düsseldorf die Leiche einer jungen Frau nackt in ihrer Badewanne entdeckt.
  • Die Obduktion ergibt als Todesursache Ertrinken. Inzwischen hat ein Familienvater gestanden, die Frau vergewaltigt und umgebracht zu haben.
  • Die Ermittler prüfen nun, ob es sich bei dem Mann um einen Serientäter handelt.

Mitte Juni bricht die Düsseldorfer Feuerwehr eine Wohnung im Stadtteil Flingern auf, weil die Familie einer 25-Jährigen diese als vermisst gemeldet hat. Die Studentin liegt in ihrer Badewanne, nackt und seit einem Tag tot. Die Wanne ist leer, weil jemand den Stöpsel gezogen hat. Die Rechtsmediziner stellen bei der anschließenden Obduktion weder Spuren einer Vergewaltigung, noch einer Gewalteinwirkung fest, Todesursache ist ihnen zufolge Ertrinken. Doch wer hat den Stöpsel gezogen? Erst nach einem weiteren Gutachten, zwei Wochen später, bekommen die Ermittler der Düsseldofer Polizei den Hinweis auf ein Gewaltverbrechen.

Die Beamten ermitteln zunächst im Familien- und Freundeskreis. Wie bei jeder Leiche, die in einer Badewanne gefunden wird, seien aber sofort sämtliche DNA-Spuren gesichert und untersucht worden, sagt ein Sprecher der Polizei. Auch die des mutmaßlichen Mörders, wie sich nun herausgestellt hat. Ein 35-jähriger Installateur hat die Tat gestanden. Er habe die Frau vergewaltigt und mit einem Kabel gedrosselt, bis sie ihr Bewusstsein verlor. Als er sie für tot hielt, legte er sein Opfer in die Badewanne und wusch sie, um seine Spuren zu verwischen. Weil er dann den Stöpsel zog, wurden die Ermittler stutzig - obwohl nicht mal Spuren von Gewalteinwirkung feststellbar waren.

Die DNA des Installateurs war nicht genommen worden, weil er als Verdächtiger galt, sondern weil er mit Kollegen am Tattag wegen eines Wasserrohrbruchs im Mehrparteienhaus und auch in der Wohnung der alleinstehenden jungen Frau arbeitete. Kaum hatte die Handwerkerfirma das Haus verlassen, war der 35-Jährige allein zurückgekehrt und hatte erneut an der Wohnungstür der Frau geklingelt. Als diese die Tür öffnete, drängte sie der Mann laut Geständnis ins Schlafzimmer und vergewaltigte sie. "Er muss sie dabei so überrascht haben, dass sie keine Chance hatte sich zu wehren", sagt ein Sprecher der Polizei der Süddeutschen Zeitung.

Die Ermittler kündigten an zu prüfen, ob es sich bei dem Mann um einen Serientäter handelt. Er selbst habe dies bestritten. Zwei Verfahren wegen sexueller Beleidigung und sexueller Nötigung waren vor drei bis vier Jahren gegen ihn eingestellt worden. Im ersten Fall vom Juni 2013 hatte das Opfer keinen Strafantrag gestellt, im anderen Fall vom Januar 2014 hatte er eine Version der Tat abgegeben, die ihm nicht zu widerlegen war. "Im Nachhinein konnte man diesen Vorfall auch als Streitigkeit interpretieren, es stand Aussage gegen Aussage", sagt der Sprecher der Polizei. Warum der mutmaßliche Mörder den Stöpsel gezogen hatte, sagte er in seinem detailreichen Geständnis nicht.

Die Düsseldorfer Polizei war vor wenigen Wochen in die Kritik geraten, weil sie einen derzeit vor Gericht verhandelten Doppelmord als erweiterten Suizid eingestuft hatte. Nach dieser Erfahrung sei man besonders sensibilisiert gewesen und habe den Fall nicht schnell als Unfall eingestuft, sagten die Ermittler.

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