Düsseldorf:Angriff mit der Axt

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Bei dem Angreifer vom Düsseldorfer Hauptbahnhof wurde ein Attest gefunden, das ihm paranoide Schizophrenie bescheinigt.

(Foto: Federico Gambarini/dpa)

In Düsseldorf greift ein Mann in einem Regionalzug Passanten an. Er ist wohl schwer psychisch krank. Offenbar hat das Verhalten des Zugführers mehreren Menschen das Leben gerettet. Die Stadt steht unter Schock.

Von Carsten Scheele, Düsseldorf

270 000 Menschen hasten täglich durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof, doch an diesem Morgen ist die Stimmung anders. Bewaffnete Polizisten kontrollieren die Lage. "Warum tut ein Mensch so was?", fragt eine Passantin beim Bäcker an Gleis 13, wo noch am Abend zuvor verwundete Menschen lagen: Es soll die Tat eines psychisch schwer kranken Mannes aus Kosovo gewesen sein, der in Wuppertal wohnt. Eine Einzeltat ohne politisch oder religiös motivierten Hintergrund, unvorhersehbar und kaum zu verhindern. Ein Amoklauf.

Kurz vor 21 Uhr hatte der 36-Jährige in der eingefahrenen S-Bahn 28 begonnen, beim Aussteigen mit einem Beil auf Mitreisende einzuschlagen. "Wahllos und unerwartet", so der Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler. Der Täter wurde aus dem Zug gedrängt, der Zugführer schloss geistesgegenwärtig die Türen. Doch draußen schlug der Mann weiter um sich, rannte in die Bahnhofshalle. Insgesamt verletzte er neun Menschen, vier von ihnen schwer, darunter ein 14-jähriges Mädchen sowie zwei Touristen aus Italien. Mit der Axt flüchtete er über die Gleise, sprang von einer Brücke, brach sich bei der Landung mehrere Knochen. Er wurde gefasst und ins Uniklinikum gebracht, der Mann wird statt Untersuchungshaft in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Zuvor hatte es gespenstische Szenen am Hauptbahnhof gegeben. Die Zugführer hatten gehupt, um den Mann in die Flucht zu treiben. Verletzte krümmten sich blutend auf dem Boden, dann kamen Polizisten, schwer bewaffnet, Hubschrauber kreisten über dem zweitwichtigsten Bahnhof Nordrhein-Westfalens. Als der Täter über die Gleise zu flüchten versuchte, rannten ihm Passanten hinterher. Der Bahnhof wurde gesperrt, der Zugverkehr für Stunden eingestellt.

Einen terroristischen Hintergrund konnte die Polizei am Freitag dann ausschließen. Auf einer Pressekonferenz wurden lediglich Andeutungen über die Schwere der psychischen Erkrankung des Täters gemacht. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien Medikamente und ein ärztliches Attest gefunden worden, das ihm eine paranoide Schizophrenie bescheinigte. Der Mann wurde am Freitag operiert, seine Vernehmung steht noch aus. Die Anklage werde vermutlich auf neunfachen versuchten Totschlag lauten, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Doch auch am Freitag kam die Stadt nicht zur Ruhe. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei diesmal nach einem anderen Angreifer, der einem 80-Jährigen "Schlag- oder Schnittverletzungen" zugefügt haben soll. Die Hintergründe, laut Polizei: "völlig unklar".

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