Kreative Namen für Prominente"Ach, der ist das!"

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Auslandsrecall-Finale in Südafrika - da war der 27-Jährige noch der "DSDS-Kevin"
Auslandsrecall-Finale in Südafrika - da war der 27-Jährige noch der "DSDS-Kevin" (Foto: DSDS; Stefan Gregorowius/TVNOW)

In unübersichtlichen Zeiten sind sprechende Namen ein wichtiges Wiedererkennungsmerkmal. "DSDS-Knast-Kevin", da weiß jeder Bescheid. Politiker könnten sich daran ein Beispiel nehmen.

Von Violetta Simon

"Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen gewöhnlich aus dem Namen lesen" ließ Goethe seinen Faust zu Mephisto sagen. Mit anderen Worten: Nomen est Omen. Sprechende Namen wurden und werden bis heute in der Literatur eingesetzt, wie etwa bei Max Frisch, der seine spießige Romanfigur Gottlieb Biedermann nannte. Auch der strenge Lehrer Severus Snape aus "Harry Potter" macht seinem Namen alle Ehre.

Bei indigenen Völkern sprechen Namen Bände - alle Welt kennt Sitting Bull oder Crazy Horse - oder erzählen ganze Geschichten, wie zum Beispiel "Der mit dem Wolf tanzt". Etwas traurig ist die Anekdote zu diesem Namen: "Ite-o-Magazu" (Rain in the Face), Kriegshäuptling der Hunkpapa, wurde bei einem Messerkampf ins Gesicht geschnitten. Das Blut verwischte die Kriegsbemalung, das Ergebnis: Regen im Gesicht. Klar, oder?

Besonders kreativ bei der Verwendung bildhafter Bezeichnungen waren seit jeher die Medien. Die Leser sollten auf den ersten Blick verstehen, worum es ging. Man denke an jenen Serienmörder, der im Herbst 1888 in einem Londoner Viertel mindestens fünf Prostituierte ermordet haben soll. Sein Pseudonym in den Zeitungsartikeln: "Jack the Ripper" (Jack der Aufschlitzer) - da weiß man, woran man ist.

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Das gilt auch heute. Wenn etwa die Bild über einen gewissen "DSDS-Kevin" berichtet, weiß der Leser sofort, wer gemeint ist: junger Mann in Castingshow, die Supertalente sucht. Das Schöne daran ist, dass solche Bezeichnungen bei Bedarf flexibel erweitert werden können. Als herauskam, dass der 27-Jährige bereits wegen Drogenhandels im Gefängnis saß, wurde aus "DSDS-Kevin" eben "DSDS-Knast-Kevin". Kurz danach war er raus aus der Sendung, und so wurde aus "DSDS-Knast-Kevin" der "Ex-DSDS-Knast-Kevin".

Irgendwie unbegreiflich, dass Politiker das Potenzial sprechender Namen nicht häufiger für sich nutzen. Damit die Leute nicht erst lange nachdenken müssen, sondern sagen: Ach, der oder die ist das! So könnte Sigmar Gabriel, einst "Putin-Versteher" und "Flexi-Gabriel unter Fleischfressern", seine Agenda zum aktuellen Wahlprogramm als "Duz-Videobotschafter-Sigmar" umsetzen. Thüringens Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow wäre jedem sofort als "Blumenschleuder-Susi" ein Begriff. Und Bodo Ramelow, der "Schonmal-und-jetzt-wieder-Ministerpräsident", könnte sein Wahldebakel als "Mit-Hängen-und-Würgen-Bodo" selbstbewusst vor sich hertragen.

Laura Müller? Verwechslung ausgeschlossen

Wie praktisch sprechende Namen sein können, sieht man gerade bei Allerweltsnamen wie etwa Laura Müller. Verwechslungen sind da unvermeidbar. Etwa zwischen Laura Müller, der Sprinterin aus dem Saarland. Und Laura Müller, Influencerin aus Sachsen-Anhalt. Die Leichtathletin Laura ist ziemlich genervt, weil sie sich gerne auf die Olympischen Spiele vorbereiten würde, aber ständig Fan- und Hasspost bekommt, die eigentlich an die Influencerin Laura gerichtet ist. Wäre vermeidbar, wenn sie sich "Sprint-Laura" nennen würde oder "Die auf der Bahn rennt". Keine Verwechslungsgefahr mehr mit "Playboy-Laura" oder "Dem Wendler seiner Freundin".

Wobei solche Etikettierungen für die Partnerin auch Nachteile haben können. Wir erinnern uns an den Pool-Schmuser (und Verteidigungsminister) Rudolf Scharping und seine Kristina. Die Schlagzeilen machten aus Gräfin Pilati von Thassul zu Daxberg eine "Plansch-Gräfin". Oder, anderes Beispiel, die Freundin von "DSDS-Kevin": Weil er in der Sendung mit einer anderen Frau flirtete, wurde aus "Seiner Elena" kurzerhand die "Ex vom Kevin". Ach nein, es muss ja heißen: "Die Ex vom Ex-DSDS-Knast-Kevin". Noch Fragen?

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