Süddeutsche Zeitung

Drogenproduktion in Afghanistan:Bauern pflanzen so viel Opium an wie noch nie

  • Die Anbaufläche für Opium hat in Afghanistan einen neuen Rekordstand erreicht. Das UN-Büro für Drogen und Kriminalität (UNODC) meldet einen Anstieg der Produktionsmenge
  • Die Fläche zum Anbau von Schlafmohn ist heute dreimal so groß wie 2002, als die radikalislamischen Taliban in Afghanistan gestürzt wurden.

Trotz internationaler Bemühungen, die Opiumproduktion in Afghanistan zu bekämpfen, floriert dort der Anbau von Schlafmohn, dem Grundstoff für Opium. "Wir sind bei der Drogenbekämpfung gescheitert", sagte der Leiter der Analyse- und Politikabteilung vom UN-Büro für Drogen und Kriminalität (UNODC), Jean-Luc Lemahieu. Die Anbaufläche ist seit dem vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 224.000 Hektar, also ungefähr einer Fläche von 45 mal 50 Kilometern, gestiegen, heißt es vom UNODC. Nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2002 wurden in Afghanistan 74.000 Hektar für den Opiumanbau genutzt.

Taliban kontrollieren Großteil des Anbaus

Der Anbau von Schlafmohn ist relativ einfach und bringt den Bauern im Vergleich zu gewöhnlichen Feldfrüchten einen vielfachen Ertrag. Viele Bauern werden aber auch von den Taliban zum Anbau gezwungen. Die radikalislamische Rebellenbewegung nutzt die Erlöse aus der Opium- und Heroinherstellung zur Finanzierung ihres Kampfes gegen die Regierung in Kabul und deren westliche Unterstützer. Die größten Anbauflächen liegen in den paschtunischen Gebieten im Süden und Westen des Landes, wo die Taliban eine besonders starke Stellung haben.

Opium kommt vor allem aus Afghanistan

Afghanistan produziert etwa 80 Prozent des Rohopiums weltweit. Dieses ist der Grundstoff für Heroin. Die Opiumproduktion legte in diesem Jahr nach Angaben von UNODC um 17 Prozent auf 6400 Tonnen zu. Sie bleibt damit unter dem Spitzenwert von 7400 Tonnen im Jahr 2007. Seit 2010 hat die Anbaufläche konstant zugenommen. Das UN-Büro sieht dafür zunehmende Unsicherheit und politische Instabilität als Gründe.

Minister fordert internationale Hilfe

Auch wenn Drogenbekämpfung nicht offizielle Ausgabe der Internationalen Schutztruppe Isaf war, engagierten sich die USA und Großbritannien im Kampf gegen den Opiumanbau. Der afghanische Minister für Drogenbekämpfung, Mobares Raschidi, sagte: "Wir hatten kein gutes Jahr." Er räumte ein, dass auch "manche" Beamte ins Opiumgeschäft verwickelt seien. Gegen diese Entwicklung müsse die Regierung vorgehen. Raschidi forderte die Internationale Gemeinschaft auf, die afghanische Regierung finanziell beim Kampf gegen Drogen zu unterstützen. Der Nato-Kampfeinsatz der Schutztruppe läuft zum Jahresende aus.

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