Süddeutsche Zeitung

Drogenmafia in Kolumbien:"Kokain-Königin" vor Fleischerei erschossen

Der Einsatz von Motorrad-Killern war ihr Markenzeichen - nun ist Griselda Blanco selbst einem motorisierten Mörder zum Opfer gefallen. Die berüchtigte kolumbianische Drogenbaronin wurde beim Verlassen einer Fleischerei erschossen. Die 69-Jährige soll in ihrer kriminellen Karriere bis zu 250 Morde in Auftrag gegeben haben.

Späte Rache? Eine offene Rechnung? Die als "Kokain-Königin" bekanntgewordene Kolumbianerin Griselda Blanco ist erschossen worden. Zwei mutmaßliche Auftragskiller feuerten von einem Motorrad aus auf die 69-Jährige, als diese in der Stadt Medellín im Nordwesten des Landes eine Metzgerei verließ. Das teilte die Polizei mit.

Die berüchtigte Drogenbaronin sei am Kopf getroffen worden und kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Begleitet wurde Blanco von ihrer schwangeren Ex-Schwiegertochter, wie es hieß. Diese blieb unverletzt.

Im Gangster-Milieu wurde Blanco als "La Madrina" (Die Patin) gleichermaßen verehrt und gefürchtet. Als Erste hatte sie in den siebziger und achtziger Jahren im großen Stil Kokain in die USA geschmuggelt. Sie begründete die "Handelsrouten" von Kolumbien nach Florida und bereitete damit späteren Drogenbossen wie dem 1993 erschossenen Pablo Escobar und dessen Medellín-Kartell den Weg. Das weiße Pulver machte sie zu einer der reichsten Frauen der Welt.

Berüchtigt wegen ihrer Gnadenlosigkeit

Die aus einem Armenviertel in Cartagena de Indias stammende Blanco war aber auch wegen ihrer Brutalität berüchtigt: Bis zu 250 Morde hat sie laut Medienberichten in Auftrag gegeben, darunter an zahlreichen Rivalen. Der Einsatz von Motorrad-Killern war eines ihrer Markenzeichen.

Einen ihrer drei Ehemänner erschoss die etwa 1,50 Meter große Frau demnach im Streit um das gemeinsame Drogengeschäft eigenhändig. Blancos Vorbild soll "Der Pate" Vito Corleone gewesen sein: In Anlehnung an die berühmte Filmfigur habe sie ihren jüngsten Sohn auf den Namen Michael Corleone getauft.

Um das Geschäft besser kontrollieren zu können, hatte sich Blanco seinerzeit in den USA niedergelassen. 1985 wurde sie dort festgenommen und zu 20 Jahren Haft verurteilt - auch der Tod eines Zweijährigen bei einer Schießerei war ihr damals zur Last gelegt worden. Als sie 2004 freikam, schoben die Amerikaner sie in ihre Heimat ab. Zuletzt lebte sie zurückgezogen in Kolumbien. Wie es heißt, verfügte sie noch immer über einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens.

Mit Blancos Leben und Kolumbiens Drogenkartellen befassen sich die beiden Dokumentarfilme Cocaine Cowboys und Cocaine Cowboys 2 von US-Regisseur Billy Corben.

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