Drogen in den USA:Drogenhölle Kleinstadt

In Amerika stirbt alle 19 Minuten ein Mensch an Drogen, die Anzahl der Heroinabhängigen hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Nicht nur Großstädte sind betroffen, auch auf dem Land werden immer mehr Menschen süchtig. Der Fotograf Spacer Platt spürt mit seiner Kamera den Gründen für diese erschreckende Entwicklung nach.

Von Karolina Skrobol

10 Bilder

Vermont Battles With Deadly Heroin Epidemic

Quelle: AFP

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Der New Yorker Fotograf Spacer Platt hat Anfang Februar diese Bilderserie in Vermont geschossen. Seit über 10 Jahren arbeitet er für die Bildagentur Getty Images. 2006 schoss er das Pressefoto des Jahres - während des Krieges im Libanon. In Vermont sucht er Anfang Februar 2014 nach Drogensüchtigen, findet Buck und macht diese eindrucksvollen Bilder.

Buck ist 23 Jahre alt und heroinsüchtig. Er erhitzt den Stoff zuerst auf Löffeln, bevor er ihn sich mit einer Nadel spritzt. Buck ist einer von vielen Drogensüchtigen im Osten der Vereinigten Staaten. Das Problem mit illegalen Drogen, vor allem mit Heroin, ist Realität in den USA. Und es wird immer größer.

Spätestens nach dem Tod des Hollywood Schauspielers Philip Seymour Hoffman wurde vielen Amerikanern bewusst: Die Droge ist wieder da. Hoffmans Tod hat eine Diskussion in den USA ausgelöst. Auch und vor allem in Vermont, der Bundesstaat ist zu einer Hochburg des Heroinkonsums geworden.

Vermont Battles With Deadly Heroin Epidemic

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Buck spritzt sich im Wohnzimmer seiner kleinen Mietwohnung das flüssige Gift. Er ist abhängig. Der Tod Hoffmans schockiert ihn nicht. Er glaubt, die Sache im Griff zu haben. Wie so viele Süchtige. Die Fakten sprechen eine andere Sprache:

In den USA hat sich die Anzahl der Heroinabhängigen in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, so eine nationale Studie des US-Gesundheitsministeriums zum Drogenmissbrauch. Landesweit kommen mehr Menschen durch eine Überdosis ums Leben, als durch einen Autounfall. Es ist mittlerweile von einer "Epidemie" die Rede. Der steigende Konsum wird von der amerikanischen Drogenbehörde unter anderem damit erklärt, dass immer mehr Drogen aus Mexiko illegal importiert würden. 2012 haben die US-Behörden 1855 Kilo Heroin beschlagnahmt, wahrscheinlich nur ein Bruchteil dessen, was geschmuggelt worden ist, so die amerikanische Drogenfahndungsbehörde (DEA).

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Hier lebt Buck: Das kleine Städchen St. Johnsbury in Vermont. Der Bundesstaat Vermont liegt im Osten der USA. Er grenzt an Kanada und ist gleichzeitig ein Nachbarstaat New Yorks. Von der südlichen Grenze Vermonts bis zur Metropole New York City sind es gerade einmal drei Autostunden. Beide, sowohl die Millionenstadt als auch der Staat Vermont, kämpfen mit der Drogenproblematik.

Die Statistik sagt: In Amerika stirbt alle 19 Minuten ein Mensch an Drogen. Nur selten haben die Opfer einen Namen. Philip Seymour Hoffman ist ein Opfer, das die Medien bewegte. Mit 46 Jahren starb er an einer Überdosis in seiner Wohnung in Manhattan. Eine Sprecherin der Gerichtsmedizin in New York erklärt nach der Obduktion, Hoffman sei an einer Drogenmischung aus Heroin, Kokain, Amphetaminen und Benzodiazepinen gestorben.

Das größte Problem: Drogen sind alltäglich geworden. Man kann sie an jeder Straßenecke kaufen. Wenn man besonders gute Kontakte hat, dann könne man sie sich sogar per Kurier bestellen und wie eine Pizza nach Hause liefern lassen.

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In Vermont mieten sich nicht wenige Amerikaner Wochenendhäuser, um die Berge und das Fliegenfischen zu genießen. In St. Johnsbury ist das mittlerweile aber anders. Dieser Ort, wie einige andere im Osten der USA, wird mit Drogenhandel und Drogenkonsum assoziiert. Die ländlichen Gegenden sind für Dealer lukrativer als die Metropolen New York, Boston und Philadelphia. Hohe Preise sind dabei die Norm, die Konkurrenz zwischen den Dealern ist gering und die Süchtigen haben keine andere Wahl. Ein Päckchen Heroin in den Metropolen kostet sechs Dollar, auf dem Land bis zu 40 Dollar.

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Von Vermonts Hauptstadt Montpelier ist das Städtchen St. Johnsbury nur etwa eine Stunde entfernt. Die Stadt hat knapp 8000 Einwohnern. Heroin ist ein Problem, das der Gouverneur von Vermont, Peter Shumlin, ganz offen anspricht: "In jeder Ecke unseres Staates bedroht uns Heroin- und Opiat-Abhängigkeit. Sie bedrohen die Sicherheit, mit der unser Staat stets gesegnet war."

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Im Januar spricht Shumlin ganze 34 Minuten lang über das riesige Heroinproblem in Vermont. Es geht ihm um eine öffentliche Debatte und um die Unterstützung, nicht um eine Bestrafung der Abhängigen. Die Zeit sei gekommen, in der es nicht mehr möglich ist, die Augen zu verschließen. Seit der Jahrtausendwende sei die Zahl der Abhängigen in Vermont um 770 Prozent angestiegen, so der Gouverneur.

(Dieses Bild gehört nicht zur Fotoserie von Spacer Platt)

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"Jede Woche werden Heroin und andere Opiate im Wert von mehr als zwei Millionen Dollar nach Vermont gebracht - illegal", so Shumlin. Außerdem seien 80 Prozent aller Häftlinge auf Grund von Drogendelikten oder Verstrickungen mit Drogen inhaftiert. Mehr Gelder sollen deswegen für Hilfe und Vorsorge aufgebracht werden.

Unterstützt werden auch Projekte, die das Drogenproblem ganz offen thematisieren. Die Dokumentation "The Hungry Heart" zeigt Vermont und das Problem Dogenabhängigkeit. In dem Film beklaut ein Süchtiger seine eigenen Eltern, um Drogen für sich zu beschaffen. 20 000 Dollar braucht er für seine Sucht. In Schulen soll dieser Film zur Aufklärung beitragen.

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Jeder vierte, der Heroin probiert, wird davon abhängig. Die Droge beeinflusst das zentrale Nervensystem und ruft zwei Gefühlszustände hervor: zunächst ein Hochgefühl, danach Ruhe und Unbeschwertheit. Das Hoch dauert aber nicht lange an: zwei bis fünf Sekunden, der gelassene Zustand danach etwa zwei bis fünf Stunden. Entzugserscheinungen bleiben dagegen wesentlich länger.

Die illegale Droge wird entweder injiziert, geraucht, inhaliert oder gesnifft. Hier sieht man gebrauchte Spritzen, die in einer Klinik in Vermont in einem Behälter gesammelt werden.

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Heroin ist mittlerweile ein billiges Rauschmittel. Vor allem in Afghanistan und in Teilen Zentralafrikas wird die Droge produziert. Etwas jünger als Buck sind diejenigen, die durchschnittlich zum ersten Mal zu dieser Droge greifen, nämlich 22 Jahre. Hier zeigt er seine Tätowierungen. Das Wort "Pride" ("Stolz") ziert seinen Bauchnabel.

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Mittlerweile ist die Droge in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft angekommen. "Heroin ist keine Droge, die nur die packt, die in Armut geboren wurden", warnt Gouverneur Peter Shumlin in seiner Rede. Schüler, Studenten, Sportler - alle seien gefährdet.

© Süddeutsche.de/
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