Süddeutsche Zeitung

Dresden:Grünes Gewölbe: Mutmaßlicher Juwelendieb gefasst

Eineinhalb Jahre nach dem spektakulären Einbruch ist der gesuchte Zwilling gefasst worden. Er gehört einem berüchtigten Berliner Clan an.

Anderthalb Jahre nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden ist der gesuchte Zwilling aus dem Berliner Clan-Milieu gefasst worden. Der Tatverdächtige wurde am Montagabend im Zuge einer Durchsuchung in Berlin-Neukölln festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Dienstag mitteilte. Der 22-Jährige, nach dem international gefahndet worden war, soll im Laufe des Tages in Dresden dem Haftrichter vorgeführt werden.

Bei dem spektakulären Coup in dem berühmten Schatzkammermuseum am 25. November 2019 hatten die Täter Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten des 17. und 18. Jahrhunderts von kaum schätzbarem Wert erbeutet. Gut ein Jahr später waren bei zwei Razzien in Berlin Verdächtige festgenommen worden. Der Zwillingsbruder von einer der Männer entwischte den Fahndern, im Januar dann sogar ein zweites Mal.

Vier junge Männer, die direkt an dem Diebstahl beteiligt gewesen sein sollen, sind weiterhin in Untersuchungshaft. Die insgesamt fünf Tatverdächtigen gehören einer bekannten Berliner Großfamilie an und sollen direkt an dem Coup im berühmten barocken Schatzkammermuseum beteiligt gewesen sein. Gegen sie waren Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls und Brandstiftung in zwei Fällen erlassen worden. Mitglieder des Clans waren unter anderem für den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Berliner Bode-Museum 2017 verurteilt worden.

"Eine heiße Spur oder belastbare Hinweise hierzu gibt es derzeit nicht"

Seit März wird nach vier weiteren Männern gefahndet, die im Verdacht der Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl stehen. Deren Identität ist derzeit noch unklar. Sie könnten den Tatort ausgespäht haben und damit an der Vorbereitung des Juwelendiebstahls beteiligt gewesen sein. Das seinerzeit veröffentlichte Bild einer Videokamera zeigte das Quartett, wie es die Vitrine näher begutachtet, aus welcher dann der Schmuck gestohlen wurde.

Der Verbleib der Preziosen aus dem 17. und 18. Jahrhundert ist ungewiss. "Eine heiße Spur oder belastbare Hinweise hierzu gibt es derzeit nicht", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft noch vor einer Woche. Bis dahin gingen 1654 Hinweise zu dem Fall bei der Soko "Epaulette" ein, darunter 241 direkt zu den gesuchten Tatverdächtigen. Die Auswertung der bei den bisherigen Durchsuchungen sichergestellten Beweismittel, darunter Speichermedien und Handys, dauert an.

Die geplünderte Vitrine im Juwelenzimmer ist unterdessen repariert und bestückt. Die Stücke der Brillant- sowie Diamantgarnitur, die zurückblieben, sind wieder am alten Platz: Knöpfe, Schnallen und die Perlenketten. Wo einst Epaulette, große Brustschleife oder Degen lagen, sind vorerst Leerstellen. Und auch die Reste von zerrissenen oder zerstörten Objekten werden nicht gezeigt.

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